Donnerstag, 20. September 2012

Umzug, oder: Auf nach Nkambe

Meine Taschen sind gepackt. Nach dem ersten Monat in Kumbo ziehe ich heute nach Nkambe um. Bei gutem Wetter liegt Nkambe zwei Stunden von Kumbo entfernt. Ich werde dort am St. Ritas College Deutsch unterrichten und, wenn alles klappt, auf den Family Farm Schools Nkambes helfen. Ansonsten werde ich auf dem College helfen, wo auch immer Hilfe benötigt wird.
Planmäßige Abreise ist um zwölf Uhr. Davor habe ich genug Zeit, um noch meine Kleider bei Emmanuel, dem Schneider, anzuholen. Ich habe vor ein paar Wochen Stoffe auf dem Markt gekauft und mir dann Muster ausgesucht, nach denen der Schneider nähen kann und heute ist der große Tag. Ich bin fast ein bisschen aufgeregt, denn ich habe in den letzten Tagen immer mal wieder bei Emmanuel (allseits bekannt als Emmáa) vorbeigeschaut und war schon  von den Zwischenergebnissen hingerissen.
Draußen fängt es an zu grollen. Ich beeile mich, damit ich vor dem Regen noch zurück bin, aber als ich gerade meine Schuhe anziehen will fängt es an zu schütten. Ich hatte eigentlich gedacht, dass es nun in Richtung Trockenzeit geht, da es die letzten Tage nur kurz getröpfelt hatte und sonst den ganzen Tag die Sonne schien. Ich setze mich auf die Couch und warte, bis es aufhört zu regnen. Und warte. Und warte. Es scheint das ganze Wasser vom Himmel zu kommen, was die letzten Tage nicht kam. Als hätte man einen Wasserhahn aufgedreht und der Verschluss sei abgebrochen. Vor dem Haus fließt schon ein Sturzbach vorbei, sodass ich gar nicht herauskommen würde, ohne knöcheltief in rotem Matsch und Wasser zu stehen.
Nun ruft auch noch der Freund, der mich fahren sollte, an und teilt mir bedauernd mit, dass er  mit einem Platten in Bamenda festsitzt. Mittlerweile ist es halb eins. Der Regen prasselt immer noch auf unser Wellblechdach. Ich werde schläfrig von dem gleichmäßigen Regenfall und lege mich ins Bett.
Als ich wieder aufwache ist es drei Uhr. Kurz darauf ruft mich mein Mentor an und berichtet mir freudig, dass er einen Priester getroffen hat, der mich nach Nkambe mitnehmen kann. Ich hatte schon befürchtet, dass ich erst am nächsten Tag losfahren kann, wo ich doch eigentlich die Eröffnungsmesse der Schule besuchen wollte.

Das Auto hupt, ich hieve meine Taschen in den Kofferraum und wir legen einen kurzen Stopp vor Emmáa’s Laden ein, wo ich aus dem Auto springe und meine Kleider hole. Sie sind wirklich schön geworden. Besonders das Eine, welches ich gegen einen kleinen Aufpreis habe mit Ziernähten verzieren lassen. Die Straßen sind relativ rutschig, durch den immer noch andauernden Regen, aber sie sind kein Vergleich zu der Straße nach Mbiame.

Gegen acht Uhr erreichen wir Father Johannes‘ (Direktor der Schule) Haus, in dessen ich für die nächsten drei Monate wohnen werde. Ich habe dort ein Zimmer mit Bad und sogar ein eigenes kleines Arbeitszimmer. Johannes ist noch relativ jung und sprüht vor Freude und Humor, deswegen fühle ich mich nach schon einer Stunde sehr wohl. Nach dem Abendessen lerne ich noch Elias und Blaise kennen. Blaise bleibt noch für eine Woche, er besucht Father Johannes, da er mit der Schule fertig ist, Elias bleibt bis Juli und wird, wie ich, am College unterrichten. Mit ihm verstehe ich mich auf Anhieb super und der Abend vergeht sehr schnell. Um zehn Uhr falle ich dann aber doch, nachdem ich meine Taschen ausgepackt und meinen Traumfänger aufgehängt habe, tot müde ins Bett.


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