Mittwoch, 26. September 2012

Die ersten Unterrichtsstunden, oder: Mir ist kalt

Auf dem Weg zu meiner ersten Unterrichtsstunde kommt mir eine der Englischlehrerinnen lachend entgegen. Gut, dass ich käme, sagt sie, während sie mich herzlich in den Arm nimmt, die Schüler hätten sie aus dem Raum gescheucht, denn jetzt hätten sie GERMAN CLASS. Ich muss lächeln, denn ich weiß zwar, dass sich die Schüler freuen, aber dass sie so gespannt sind, hätte ich nicht gedacht.
Als ich die Tür zum Klassenraum der Form One (Klasse 7, wenn ich mit meiner Rechnung richtig liege, denn die Grundschule geht hier bis zur 6. Klasse) öffne und den Raum betrete springen alle Schüler auf und schmettern ein lautes „good morning, Madam“. Ich bitte sie, sich wieder zu setzen und wir fangen sofort an. Auf dem Programm steht „introducing yourself“, also sich vorstellen. Ich schreibe die Sätze, die ich vorbereitet habe (unter Anderem ‚Wie heißt du‘/ ‚Ich heiße..‘ ; ‚Wie geht es dir?‘ und ‚schön, dich kennenzulernen‘) an die Tafel. Danach lese ich sie laut vor und die Schüler sprechen mir nach. Als wir bei ‚schön dich kennenzulernen‘ angekommen sind fragen mich die Kinder ungläubig, wie denn bitte ein im Englischen so kurzer Satz im Deutschen so schrecklich lang sein kann und ob man das nicht irgendwie abkürzen könne. Ich muss zugeben, für die erste Stunde ein so langes Wort wie ‚kennenzulernen‘ zu erwarten, ist etwas viel. Meine Schüler beharren aber darauf, dass ich es immer wieder und wieder wiederhole, damit sie es nachsprechen können und sich der Klang besser einprägen kann.
Da ich weiß, dass in den anderen Sprachunterrichtsstunden hauptsächlich vom Lehrer vorgesprochen wird und die Kinder nachsprechen müssen, versuche ich ein wenig Abwechslung einzubringen, indem ich zwei Freiwillige auswähle, die vor die Klasse treten und einen kleinen Vorstellungs- Dialog vorführen. Ich bin wirklich überrascht, wie sehr sich meine Schüler bemühen, alles möglichst richtig auszusprechen und sofort fragen, ob ich es nochmal vorsprechen kann, wenn sie sich nicht sicher sind.
Die Stunde vergeht wie im Fluge und es tut mir in der Seele weh, die „Kleinen“ schon wieder verlassen zu müssen. „Wir wollen aber noch weiterlernen, wir sagen unserem Französischlehrer, er soll einfach mitmachen“, klagt der Chor. Wie auf Kommando betritt der Französischlehrer den Raum und teilt mir mit, dass er fortan eine Stunde früher kommen wird, weil er wirklich an meinem Unterricht teilnehmen möchte.
Auch der Unterricht in den anderen zwei Klassen verläuft reibungslos und ich bin frohen Mutes, als ich wieder zurück zum Haus komme. Meine gute Laune wird zusätzlich von der Sonne gestärkt und ich wechsele schnell meine Schuhe, um einen Spazierganz zu machen. Ich hatte bis jetzt noch überhaupt keine Zeit, die Umgebung zu erkunden und das hole ich nun endlich nach. Fast unmittelbar hinter dem Haus fängt ein kleiner Wald an. Ich laufe einfach meinem Gefühl nach und bald komme ich auf eine kleine Lichtung.
Der Ausblick ist schlichtweg atemberaubend. Leider fängt es an zu donnern und ich muss mich auf den Rückweg machen.
Zum Glück komme ich vor dem Regen nach Hause, denn es schüttet mal wieder sehr ergiebig. Als ich nach dem Abendessen unter meine warme Bettdecke krieche hat es immer noch nicht aufgehört und auch als ich am nächsten Morgen für die Morgenmesse vom Hahn geweckt werde regnet es. Es kostet mich sehr an Überwindung aufzustehen und mich anzuziehen. Es ist wirklich schrecklich kalt.
Als ich zum Gottesdienst in die Halle komme, kommen mir schon die ersten Schüler strahlend entgegen und begrüßen mich mit „guten Morgen“. Über den nächsten Satz den sie lernen wollen, sind sich ausnahmsweise einmal alle einig:   Mir ist kalt!

2 Kommentare:

  1. Es freut mich sehr, dass der Lehrer-Job Dir zu liegen scheint.
    Ausgerechnet in Afrika ist dir kalt, ich habe zwar schon davon gehört, aber man liest es trotzdem immer zwei mal, weil es so ungewohnt klingt.

    Das Bild gibt einen wunderschönen Eindruck von dem Land.Ich hoffe du kommst von Zeit zu Zeit dazu es zu genießen.

    Hoffe es geht positiv bei Dir weiter. Bis bald, dein Max =)

    AntwortenLöschen
  2. Hey Milenchen,

    Ich glaube wir müssen dir mal einpaar dicke Socken schicken, damit wenigstens deine Füße warm sind :)

    Ich kann mir so gut vorstellen, wie glücklich die "Kleinen" sind, dich zu sehen :D

    Ich hoffe, dass du unglaublich viel Spaß hast und das dir ganz bald nicht mehr so kalt ist.

    Aller liebste Grüße aus dem kalten Frankfurt
    Jessica

    AntwortenLöschen