Montag, 10. September 2012

Eine turbulente Fahrt, oder: Wiy Kijung en Mbiame

Als ich vom Jugendtreffen nach Hause komme, packe ich schnell meine Tasche. Ivoline, Sabrina, Simone und ich haben beschlossen für dieses Wochenende nach Mbiame zu fahren, um dort Ivoline’s Familie zu besuchen. Mbiame liegt ca. 23 km von Kumbo entfernt, die Straße ist aber so schlecht, dass es zwei bis drei Stunden dauern wird, bis wir ankommen.

Im Juction- Carpark suchen wir uns ein Auto aus, das uns fahren soll. Es fängt an zu regnen. Zum Glück möchten noch andere Leute nach Mbiame, sodass wir nicht allzu lange warten müssen. Ein Auto fährt erst los, wenn die maximale Personenanzahl von sieben (Fahrer inklusive) erreicht ist. Vier Personen sitzen auf der Rückbank und drei Personen sitzen vorne. Da man sich hier nicht anschnallen kann, ist es gut, dass man hinten so eingequetscht ist, weil man dann nicht hin und her rutschen kann (und gut gepolstert ist ;) ).


Ich bin zwar darauf vorbereitet, dass die Straße sehr schlecht ist,  aber ich erschrecke trotzdem, als sich das Auto in einem mit Wasser gefüllten Schlagloch festfährt und wir uns einmal um uns selbst drehen, wie auf Glatteis. Wir steigen alle aus dem Auto, damit der Fahrer es leichter aus dem Schlammloch manövrieren kann.



Trotz des Nervenkitzels und des Regens genieße ich bald die wunderschöne Aussicht, die mir geboten wird: Hügel und Berge überzogen mit Farnen, Wiesen und Baumgruppen in den verschiedensten Grüntönen. Als die Straße immer schlechter wird, entscheidet sich der Fahrer, lieber auf der Wiese weiterzufahren. Viel besser geht es aber auch nicht und kurz darauf stecken wir wieder fest. Ich ertappe mich dabei, das Glaubensbekenntnis und das Vater Unser zu beten. Ein bisschen Angst habe ich nämlich schon, auch wenn mir versichert wird, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Deswegen bin ich sehr erleichtert, als wir Mbiame nach drei Stunden Fahrt endlich erreichen. Ivoline‘s Schwester hat für uns Fufu und Yamma Yamma (Huckleberry) als Willkommensessen gekocht (Willkommen heißt „Wiy kijung“ auf Lamnzo).

 Erschöpft von der Fahrt falle ich glücklich ins Bett.

Um viertelvor sechs klingelt der Wecker für die Kirche. Nach der Kirche kaufen wir Bananen, Puffpuffs und Maniok (eine essbare Wurzel, die etwas zäh und klebrig ist) zum Frühstück.
Als wir gegessen haben erkunden wir das Dorf und gehen zum Palast des Fons.

Der Fon ist der Kopf des Dorfes und steht noch über dem Bürgermeister. Wir haben unglaubliches Glück, denn wir dürfen ihn sogar in deinem Haus besuchen. Man muss gebeugt laufen, wenn man mit ihm im selben Raum ist und man darf auch nicht direkt mit ihm sprechen. Dafür ist einer seiner Gehilfen anwesend, an den man die Frage stellt, die dann auf Lamnzo weitergegeben wird. Er ist sehr interessiert daran, ob wir in Deutschland auch einen Fon haben. Nach der kurzen „Audienz“ dürfen wir noch ein Foto mit ihm machen.

Zurück bei Ivoline lerne ich viele Verwandte kennen, bevor es wieder Zeit zum Aufbruch ist.
Als wir gerade im Begriff sind aufzubrechen, fängt es an zu schütten wie aus Eimern. Deswegen gehen wir zurück ins Haus und warten, bis der Regen schwächer wird.
Nach zwei Stunden ist der Guss vorüber, wir verabschieden uns und laufen zum Auto. Ich bin etwas irritiert, da schon drei Leute (Fahrer nicht mitgerechnet) im Auto sitzen, denn wir sind schließlich vier, was bedeutet, dass für eine Person kein Platz wäre.
Ivoline ist das auch schon aufgefallen und sie spricht den Fahrer darauf an. Dieser redet mit den schon anwesenden Mitfahrern.

Der Fahrer öffnet den Kofferraum und ich traue meinen Augen nicht, als einer der Mitfahrer ganz gelassen auf dem Gepäck platznimmt. Das sei für ihn kein Problem, erklärt er mir, er möchte nur irgendwie zurück nach Kumbo, wie sei ihm egal. Die Rückfahrt verläuft sehr viel besser als die Hinfahrt, wir bleiben nicht ein einziges Mal stecken, müssen aber ein Stück laufen, da auf der Straße ein mit Holz beladener Lastwagen steckengeblieben ist und das Auto ihm mit acht Insassen nicht umfahren kann.
Glücklich und ohne auch nur einen Kratzer kommen wir wieder in Kumbo an.
Ich habe gerade genug Zeit meine Tasche auszupacken und mich umzuziehen, dann muss ich schon wieder los, denn Sabrina und ich wurden auf einen Geburtstag eingeladen.

Leider konnte der eigentliche Plan, nämlich die Besichtigung des Urwaldes, wegen des schlechten Wetters nicht umgesetzt werden, er wurde aber auf die Trockenzeit verschoben und ich freue mich jetzt schon darauf.

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