Sonntag, 30. September 2012

Kurztrip nach Sabongari, oder: Sarico beschäftigt das Health Center

 Vor meiner Tür fiept es leise. Ich schaue auf die Uhr: 3.30 Uhr. Eigentlich muss ich erst um fünf Uhr aufstehen. Das Fiepen wird lauter. Ich stehe auf, taste nach meiner Taschenlampe und öffne die Tür. Marley, der Welpe, den sich Father Johannes vor zwei Tagen gekauft hat, schaut mich mit einem wahrhaftigen Hundeblick an, wedelt aber freudig mit dem Schwanz. Scheinbar wollte er nur sichergehen, dass ich auch aufstehe, wenn er fiept, denn er verschwindet wieder im Wohnzimmer. Ich lege mich wieder ins Bett.
Das nächste Mal weckt mich der Hahn. Eigentlich brauche ich gar keinen Wecker mehr, aber ich vertraue dem Federvieh nicht zu hundert Prozent, denn  letzte Woche war er etwas verwirrt und hat um zwei Uhr Nachts und ab vier Uhr im Zehnminutentakt gekräht. Ich stehe also auf und mache mich für die Morgenmesse fertig. Als ich nach der Messe wieder ins Haus komme, duftet es schon aus der Küche. Felicitas wendet gerade den dritten Pfannkuchen, als ich den Kopf durch die Tür stecke und ihr einen guten Morgen wünsche. Sie ist selbst im St. Rita’s College (kurz: Sarico) zur Schule gegangen und kocht jetzt für Father Johannes. Auch wenn sie es am Anfang verwunderlich fand freut sie sich jetzt, dass ich oft zu ihr in die Küche komme und ihr helfen möchte oder auch mal selbst etwas koche oder backe. 
Nach dem Frühstück gehe ich mit Elias ins Lehrerzimmer, um zu quatschen und meine Stunde vorzubereiten. Ich liebe das Lehrerzimmer. Es liegt immer der leichte Duft von Kreide und Chinchin (eine süßliche Art Teigstangen) in der Luft und alle Lehrer haben gute Laune. Jedes Mal, wenn ich den Raum betrete, werde ich allseits fröhlich begrüßt und dann werde ich mit vielen Fragen bombardiert, beispielsweise, wie die deutsche Aussprache von ‚schön‘ ist, oder was ‚Ich habe Hunger‘ bedeutet. Lust etwas zu essen haben alle eigentlich rund um die Uhr. Als der Gong ertönt, mache ich mich auf den Weg zu meiner Klasse. Heute steht das ‚Vater Unser‘ und ‚die Farben‘ auf der Liste. Ich bin jedes Mal gleichermaßen überrascht als auch traurig, wie schnell die 40 Minuten verfliegen. Für die nächste Stunde wurde der Wunsch geäußert, die deutsche Nationalhymne zu lernen.  Auf Musik aus Deutschland sind meine Kiddis besonders scharf, aber dass sie die Nationalhymne lernen wollen, hat mich dann doch gewundert. „Na, wegen Fußball, Madame Mel!“, wird mir erklärt, als hätte ich die unsinnigste Frage der Welt gestellt. Natürlich, FUSSBALL. J Wie konnte ich das nur nicht beachten. Egal ob Mädchen oder Junge und egal, in welcher Klasse, in der Freizeit treffen sich alle auf der Wiese und spielen Fußball.
Ich kann heute leider nicht mitspielen (und habe mich auch sonst bis jetzt immer erfolgreich davor drücken können, denn ich bin eine echte Niete, was Fußball angeht), denn ich muss noch meine Tasche packen. Father Jo hat den St. Therese Schwestern zugesagt, nach Sabongari zu kommen um am Samstag einen Vortrag zu halten und eine Messe zu feiern und er nimmt mich mit. Heute ist außerdem Blaise letzter Tag und Likop, sein Dorf, liegt nicht weit von Sabongari entfernt, weswegen wir ihn mitnehmen. Wir haben uns am letzten Wochenende so gefreut, weil er noch nicht fahren musste und nun gingen die zusätzlichen Tage doch rasend schnell herum. Die Fahrt dauert drei Stunden (für etwas mehr als 80 Kilometer), aber der zweite Teil der Reise geht viel schneller, da die Straße zum großen Teil geteert ist und selbst die ungeteerten Teile verhältnismäßig wenige Schlaglöcher haben. Am Anfang musste ich mich an das Ruckeln und das Hüpfen auf dem Autositz gewöhnen, aber jetzt ist es nichts Besonderes mehr für mich. Die Regierung hat schon mehrfach versprochen, die Straßen zu teeren, bis jetzt ist das  aber leider nur in wenigen Teilen des anglophonen Teil Kameruns umgesetzt worden.  Wir kommen an, als es schon dunkel ist, aber trotzdem ist die Veränderung unverkennbar. In diesem Teil Kameruns, der sehr nah an der nigerianischen Grenze liegt, wachsen viele verschiedene Palmenarten. Nicht, dass es in Nkambe keine Palmen gäbe, aber die Laubwälder dominieren dort doch merklich. Auch das Klima hat sich verändert, es ist jetzt wärmer und feuchter. Nach einer herzlichen Begrüßung und leckerem Abendessen gehe ich ins Bett.
Am nächsten Morgen laufe ich mit Blaise nach Sabongari Town, wo wir viele seiner Freunde treffen und er mir den Markt und die weiterführende Schule der Stadt zeigt. Auch wenn die Sonne von Wolken verdeckt wird, ist es schwül-heiß und ich kann kaum glauben, dass wir nur 85 Kilometer vom kühlen Nkambe entfernt sind. Eigentlich war der Plan, dass wir nach dem Mittagessen zusammen mit Father Johannes nach Likop fahren, um Blaise Familie zu treffen, aber uns wird gesagt, dass die Straße dorthin mit dem Auto nicht befahrbar ist, weil es die letzten Tage zu viel geregnet hat und die Bikes auch nur sehr ungern dorthin fahren. Da Blaise‘ Familie aber etwas Wichtiges mit Father Jo zu besprechen hat, fahren die beiden doch gemeinsam mit dem Bike, denn eigentlich ist es nicht weit. Als ich ihn frage, ob wir uns überhaupt nochmal sehen, versichert mit Blaise noch, dass er auf jeden Fall mit zurück nach Sabongari kommt, damit wir den Nachmittag gemeinsam verbringen können. Ich gehe in der Zeit, die die beiden weg sind, ins Schwesternhaus und unterhalte mich den Schwestern während wir das Mittagessen vorbereiten. Um vier Uhr sind Blaise und Father Jo immer noch nicht zurück, also entscheiden wir uns schon einmal zu essen. Eine halbe Stunde später kommt ein vollkommen entnervter und mit matsch bespritzter Father Johannes ins Esszimmer. Alles was er sagt ist, dass die Straße nicht als Straße bezeichnet werden kann und dass er den halben Weg laufen musste, weil nicht einmal die Bikes dort fahren konnten. Nachdem wir ihm alle unser tiefstes Mitleid ausgesprochen haben heißt es auch schon wieder Abschied von den Schwestern in Sabongari nehmen. Der Rückweg geht sehr viel schneller, als der Hinweg, denn es hat wenigstens auf diese Straßen nicht geregnet.
Als wir dreiviertel des Weges hinter uns gelassen haben bekommen wir einen Anruf aus Nkambe. Zwei  Sarico-Schüler mussten mit einem Malaria-Schub ins Health Center gebracht werden. Das bedeutet, dass wir dort noch einen Zwischenstopp einlegen, bevor wir nach Hause fahren. Das St. Partick’s Catholic Health Center ist in Binshua, einem Vorort von Nkambe, also liegt es glücklicherweise noch auf dem Weg. Es ist mein erstes Mal im Health Center. Eine Mischung aus Desinfektionsmittel, „Bügeleisenduft“ (ich hoffe, man versteht was ich meine, ich weiß leider nicht, wie ich den Geruch anders beschreiben soll J ) und Medikamenten liegt in der Luft. Zum Glück gibt es keinen Stromausfall. Die Schülerinn und er Schüler sind schon versorgt und schlafen, also sprechen wir nur kurz mit dem Arzt und fahren dann weiter nach Nkambe. Als wir dort ankommen ist die Aufregung groß, denn eine weitere Schülerin wurde mit Malaria ins Health Center gebracht, als wir auf dem kurzen Stück von Binshua nach Nkambe waren. Eigentlich ist es nichts Außergewöhnliches für die Schüler, denn in den letzten Wochen waren mehrere Leute krank, aber, dass es gleich drei an einem Abend erwischt.. Mehr als in den Schlafsaal zu gehen können wir gerade aber auch nicht machen, also gehe ich noch kurz mit, um  nochmal nach dem Rechten zu schauen und sicherzugehen, dass sonst alle Mädchen wohlauf sind, bevor ich dann selbst erschöpft unter mein Moskitonetz krieche und schlafen gehe.

Mittwoch, 26. September 2012

Die ersten Unterrichtsstunden, oder: Mir ist kalt

Auf dem Weg zu meiner ersten Unterrichtsstunde kommt mir eine der Englischlehrerinnen lachend entgegen. Gut, dass ich käme, sagt sie, während sie mich herzlich in den Arm nimmt, die Schüler hätten sie aus dem Raum gescheucht, denn jetzt hätten sie GERMAN CLASS. Ich muss lächeln, denn ich weiß zwar, dass sich die Schüler freuen, aber dass sie so gespannt sind, hätte ich nicht gedacht.
Als ich die Tür zum Klassenraum der Form One (Klasse 7, wenn ich mit meiner Rechnung richtig liege, denn die Grundschule geht hier bis zur 6. Klasse) öffne und den Raum betrete springen alle Schüler auf und schmettern ein lautes „good morning, Madam“. Ich bitte sie, sich wieder zu setzen und wir fangen sofort an. Auf dem Programm steht „introducing yourself“, also sich vorstellen. Ich schreibe die Sätze, die ich vorbereitet habe (unter Anderem ‚Wie heißt du‘/ ‚Ich heiße..‘ ; ‚Wie geht es dir?‘ und ‚schön, dich kennenzulernen‘) an die Tafel. Danach lese ich sie laut vor und die Schüler sprechen mir nach. Als wir bei ‚schön dich kennenzulernen‘ angekommen sind fragen mich die Kinder ungläubig, wie denn bitte ein im Englischen so kurzer Satz im Deutschen so schrecklich lang sein kann und ob man das nicht irgendwie abkürzen könne. Ich muss zugeben, für die erste Stunde ein so langes Wort wie ‚kennenzulernen‘ zu erwarten, ist etwas viel. Meine Schüler beharren aber darauf, dass ich es immer wieder und wieder wiederhole, damit sie es nachsprechen können und sich der Klang besser einprägen kann.
Da ich weiß, dass in den anderen Sprachunterrichtsstunden hauptsächlich vom Lehrer vorgesprochen wird und die Kinder nachsprechen müssen, versuche ich ein wenig Abwechslung einzubringen, indem ich zwei Freiwillige auswähle, die vor die Klasse treten und einen kleinen Vorstellungs- Dialog vorführen. Ich bin wirklich überrascht, wie sehr sich meine Schüler bemühen, alles möglichst richtig auszusprechen und sofort fragen, ob ich es nochmal vorsprechen kann, wenn sie sich nicht sicher sind.
Die Stunde vergeht wie im Fluge und es tut mir in der Seele weh, die „Kleinen“ schon wieder verlassen zu müssen. „Wir wollen aber noch weiterlernen, wir sagen unserem Französischlehrer, er soll einfach mitmachen“, klagt der Chor. Wie auf Kommando betritt der Französischlehrer den Raum und teilt mir mit, dass er fortan eine Stunde früher kommen wird, weil er wirklich an meinem Unterricht teilnehmen möchte.
Auch der Unterricht in den anderen zwei Klassen verläuft reibungslos und ich bin frohen Mutes, als ich wieder zurück zum Haus komme. Meine gute Laune wird zusätzlich von der Sonne gestärkt und ich wechsele schnell meine Schuhe, um einen Spazierganz zu machen. Ich hatte bis jetzt noch überhaupt keine Zeit, die Umgebung zu erkunden und das hole ich nun endlich nach. Fast unmittelbar hinter dem Haus fängt ein kleiner Wald an. Ich laufe einfach meinem Gefühl nach und bald komme ich auf eine kleine Lichtung.
Der Ausblick ist schlichtweg atemberaubend. Leider fängt es an zu donnern und ich muss mich auf den Rückweg machen.
Zum Glück komme ich vor dem Regen nach Hause, denn es schüttet mal wieder sehr ergiebig. Als ich nach dem Abendessen unter meine warme Bettdecke krieche hat es immer noch nicht aufgehört und auch als ich am nächsten Morgen für die Morgenmesse vom Hahn geweckt werde regnet es. Es kostet mich sehr an Überwindung aufzustehen und mich anzuziehen. Es ist wirklich schrecklich kalt.
Als ich zum Gottesdienst in die Halle komme, kommen mir schon die ersten Schüler strahlend entgegen und begrüßen mich mit „guten Morgen“. Über den nächsten Satz den sie lernen wollen, sind sich ausnahmsweise einmal alle einig:   Mir ist kalt!

Donnerstag, 20. September 2012

Neue Umgebung, oder: Stromprobleme

Für den Gottesdienst am Morgen ziehe ich eins meiner neuen Kleider an. Emmáa hat mir aus den Resten des Stoffes noch ein Tuch zum Umhängen und ein kleines Täschchen genäht, damit ich nicht immer mit meiner großen Handtasche in die Kirche gehen muss.
Der Gottesdienst findet in der Kirche der Schule statt. Alle Schüler sind anwesend und ich werde schon von überall her gegrüßt, sodass ich gar nicht weiß, wohin ich mich zuerst wenden soll.
  Der Schulchor begleitet den entspannten Gottesdienst und sie singen wirklich toll. Am Ende werden den Schülern die neuen Lehrer vorgestellt, also auch ich, und ich ernte tosenden Applaus und Jubel, als bekanntgegeben wird, dass ich in ein paar Klassen Deutsch unterrichten werde.
  Nach der Messe gibt es einen kleinen Empfang in unserem Haus. Den Rest des Tages verbringe ich damit, den Rest meiner Sachen auszupacken. Um fünf gehe ich mit Elias zum Rosenkranzgebet und dann ist der Tag auch schon wieder vorbei.

Mein Wecker klingelt um fünf und ich mache mich für die tägliche Messe am Morgen fertig. Danach gibt es Frühstück. Da viele Lehrer noch nicht da sind und deswegen noch kein fester Stundenplan ausgearbeitet werden konnte, habe ich heute noch keinen Unterricht. Dafür fahre ich aber mit Father Johannes in ein Dorf, das zwanzig Minuten von Nkambe Town entfernt liegt. Dort wird eine neue Kirche eröffnet. Obwohl ich hier nun schon unzählige Gottesdienste erlebt habe, ist dieser besonders, weil wirklich so ausgelassen gefeiert getanzt und gesungen wird, wie ich es selten hier erlebt habe. Alleine die Kollekte dauert fast 45 Minuten, da in den verschiedensten Gruppen gesammelt wird (Gemeinschaft der Männer/Frauen, Jugendliche,..).

  Als wir zurück zum College kommen gibt es immer noch keinen Strom. Obwohl Elias sich längst daran gewöhnt hat, schimpft er trotzdem eine ganze Weile darüber.
Die Stromversorgung hier ist  schlechter als in Kumbo und auch mit dem Wasser gibt es hier Probleme, so musste ich mir heute Morgen einen Eimer Wasser an der Wasserpumpe holen(obwohl es die ganze Nacht durchgeregnet hat) und sowohl mein Handy als auch mein Laptop haben keinen Akku mehr.
  Als es  am Abend endlich Strom gibt und ich meinen Laptop lade muss ich zudem feststellen, dass hier mein Internetstick nicht funktioniert, ob dauerhaft oder nur vorrübergehend weiß ich leider noch nicht. Glücklicherweise muss ich schon am nächsten Wochenende nach Kumbo fahren, um  ein Interview für das örtliche Radio zu geben, also werde ich dann die Möglichkeit haben, ins Internet zu kommen. Ich versuche natürlich so oft es geht meine Blogeinträge und Bilder hochzuladen, wie oft ich aber die Möglichkeit dazu bekomme, steht noch in den Sternen.

Umzug, oder: Auf nach Nkambe

Meine Taschen sind gepackt. Nach dem ersten Monat in Kumbo ziehe ich heute nach Nkambe um. Bei gutem Wetter liegt Nkambe zwei Stunden von Kumbo entfernt. Ich werde dort am St. Ritas College Deutsch unterrichten und, wenn alles klappt, auf den Family Farm Schools Nkambes helfen. Ansonsten werde ich auf dem College helfen, wo auch immer Hilfe benötigt wird.
Planmäßige Abreise ist um zwölf Uhr. Davor habe ich genug Zeit, um noch meine Kleider bei Emmanuel, dem Schneider, anzuholen. Ich habe vor ein paar Wochen Stoffe auf dem Markt gekauft und mir dann Muster ausgesucht, nach denen der Schneider nähen kann und heute ist der große Tag. Ich bin fast ein bisschen aufgeregt, denn ich habe in den letzten Tagen immer mal wieder bei Emmanuel (allseits bekannt als Emmáa) vorbeigeschaut und war schon  von den Zwischenergebnissen hingerissen.
Draußen fängt es an zu grollen. Ich beeile mich, damit ich vor dem Regen noch zurück bin, aber als ich gerade meine Schuhe anziehen will fängt es an zu schütten. Ich hatte eigentlich gedacht, dass es nun in Richtung Trockenzeit geht, da es die letzten Tage nur kurz getröpfelt hatte und sonst den ganzen Tag die Sonne schien. Ich setze mich auf die Couch und warte, bis es aufhört zu regnen. Und warte. Und warte. Es scheint das ganze Wasser vom Himmel zu kommen, was die letzten Tage nicht kam. Als hätte man einen Wasserhahn aufgedreht und der Verschluss sei abgebrochen. Vor dem Haus fließt schon ein Sturzbach vorbei, sodass ich gar nicht herauskommen würde, ohne knöcheltief in rotem Matsch und Wasser zu stehen.
Nun ruft auch noch der Freund, der mich fahren sollte, an und teilt mir bedauernd mit, dass er  mit einem Platten in Bamenda festsitzt. Mittlerweile ist es halb eins. Der Regen prasselt immer noch auf unser Wellblechdach. Ich werde schläfrig von dem gleichmäßigen Regenfall und lege mich ins Bett.
Als ich wieder aufwache ist es drei Uhr. Kurz darauf ruft mich mein Mentor an und berichtet mir freudig, dass er einen Priester getroffen hat, der mich nach Nkambe mitnehmen kann. Ich hatte schon befürchtet, dass ich erst am nächsten Tag losfahren kann, wo ich doch eigentlich die Eröffnungsmesse der Schule besuchen wollte.

Das Auto hupt, ich hieve meine Taschen in den Kofferraum und wir legen einen kurzen Stopp vor Emmáa’s Laden ein, wo ich aus dem Auto springe und meine Kleider hole. Sie sind wirklich schön geworden. Besonders das Eine, welches ich gegen einen kleinen Aufpreis habe mit Ziernähten verzieren lassen. Die Straßen sind relativ rutschig, durch den immer noch andauernden Regen, aber sie sind kein Vergleich zu der Straße nach Mbiame.

Gegen acht Uhr erreichen wir Father Johannes‘ (Direktor der Schule) Haus, in dessen ich für die nächsten drei Monate wohnen werde. Ich habe dort ein Zimmer mit Bad und sogar ein eigenes kleines Arbeitszimmer. Johannes ist noch relativ jung und sprüht vor Freude und Humor, deswegen fühle ich mich nach schon einer Stunde sehr wohl. Nach dem Abendessen lerne ich noch Elias und Blaise kennen. Blaise bleibt noch für eine Woche, er besucht Father Johannes, da er mit der Schule fertig ist, Elias bleibt bis Juli und wird, wie ich, am College unterrichten. Mit ihm verstehe ich mich auf Anhieb super und der Abend vergeht sehr schnell. Um zehn Uhr falle ich dann aber doch, nachdem ich meine Taschen ausgepackt und meinen Traumfänger aufgehängt habe, tot müde ins Bett.


Montag, 10. September 2012

Eine turbulente Fahrt, oder: Wiy Kijung en Mbiame

Als ich vom Jugendtreffen nach Hause komme, packe ich schnell meine Tasche. Ivoline, Sabrina, Simone und ich haben beschlossen für dieses Wochenende nach Mbiame zu fahren, um dort Ivoline’s Familie zu besuchen. Mbiame liegt ca. 23 km von Kumbo entfernt, die Straße ist aber so schlecht, dass es zwei bis drei Stunden dauern wird, bis wir ankommen.

Im Juction- Carpark suchen wir uns ein Auto aus, das uns fahren soll. Es fängt an zu regnen. Zum Glück möchten noch andere Leute nach Mbiame, sodass wir nicht allzu lange warten müssen. Ein Auto fährt erst los, wenn die maximale Personenanzahl von sieben (Fahrer inklusive) erreicht ist. Vier Personen sitzen auf der Rückbank und drei Personen sitzen vorne. Da man sich hier nicht anschnallen kann, ist es gut, dass man hinten so eingequetscht ist, weil man dann nicht hin und her rutschen kann (und gut gepolstert ist ;) ).


Ich bin zwar darauf vorbereitet, dass die Straße sehr schlecht ist,  aber ich erschrecke trotzdem, als sich das Auto in einem mit Wasser gefüllten Schlagloch festfährt und wir uns einmal um uns selbst drehen, wie auf Glatteis. Wir steigen alle aus dem Auto, damit der Fahrer es leichter aus dem Schlammloch manövrieren kann.



Trotz des Nervenkitzels und des Regens genieße ich bald die wunderschöne Aussicht, die mir geboten wird: Hügel und Berge überzogen mit Farnen, Wiesen und Baumgruppen in den verschiedensten Grüntönen. Als die Straße immer schlechter wird, entscheidet sich der Fahrer, lieber auf der Wiese weiterzufahren. Viel besser geht es aber auch nicht und kurz darauf stecken wir wieder fest. Ich ertappe mich dabei, das Glaubensbekenntnis und das Vater Unser zu beten. Ein bisschen Angst habe ich nämlich schon, auch wenn mir versichert wird, dass ich mir keine Sorgen machen soll. Deswegen bin ich sehr erleichtert, als wir Mbiame nach drei Stunden Fahrt endlich erreichen. Ivoline‘s Schwester hat für uns Fufu und Yamma Yamma (Huckleberry) als Willkommensessen gekocht (Willkommen heißt „Wiy kijung“ auf Lamnzo).

 Erschöpft von der Fahrt falle ich glücklich ins Bett.

Um viertelvor sechs klingelt der Wecker für die Kirche. Nach der Kirche kaufen wir Bananen, Puffpuffs und Maniok (eine essbare Wurzel, die etwas zäh und klebrig ist) zum Frühstück.
Als wir gegessen haben erkunden wir das Dorf und gehen zum Palast des Fons.

Der Fon ist der Kopf des Dorfes und steht noch über dem Bürgermeister. Wir haben unglaubliches Glück, denn wir dürfen ihn sogar in deinem Haus besuchen. Man muss gebeugt laufen, wenn man mit ihm im selben Raum ist und man darf auch nicht direkt mit ihm sprechen. Dafür ist einer seiner Gehilfen anwesend, an den man die Frage stellt, die dann auf Lamnzo weitergegeben wird. Er ist sehr interessiert daran, ob wir in Deutschland auch einen Fon haben. Nach der kurzen „Audienz“ dürfen wir noch ein Foto mit ihm machen.

Zurück bei Ivoline lerne ich viele Verwandte kennen, bevor es wieder Zeit zum Aufbruch ist.
Als wir gerade im Begriff sind aufzubrechen, fängt es an zu schütten wie aus Eimern. Deswegen gehen wir zurück ins Haus und warten, bis der Regen schwächer wird.
Nach zwei Stunden ist der Guss vorüber, wir verabschieden uns und laufen zum Auto. Ich bin etwas irritiert, da schon drei Leute (Fahrer nicht mitgerechnet) im Auto sitzen, denn wir sind schließlich vier, was bedeutet, dass für eine Person kein Platz wäre.
Ivoline ist das auch schon aufgefallen und sie spricht den Fahrer darauf an. Dieser redet mit den schon anwesenden Mitfahrern.

Der Fahrer öffnet den Kofferraum und ich traue meinen Augen nicht, als einer der Mitfahrer ganz gelassen auf dem Gepäck platznimmt. Das sei für ihn kein Problem, erklärt er mir, er möchte nur irgendwie zurück nach Kumbo, wie sei ihm egal. Die Rückfahrt verläuft sehr viel besser als die Hinfahrt, wir bleiben nicht ein einziges Mal stecken, müssen aber ein Stück laufen, da auf der Straße ein mit Holz beladener Lastwagen steckengeblieben ist und das Auto ihm mit acht Insassen nicht umfahren kann.
Glücklich und ohne auch nur einen Kratzer kommen wir wieder in Kumbo an.
Ich habe gerade genug Zeit meine Tasche auszupacken und mich umzuziehen, dann muss ich schon wieder los, denn Sabrina und ich wurden auf einen Geburtstag eingeladen.

Leider konnte der eigentliche Plan, nämlich die Besichtigung des Urwaldes, wegen des schlechten Wetters nicht umgesetzt werden, er wurde aber auf die Trockenzeit verschoben und ich freue mich jetzt schon darauf.

„Puffpuffs“, oder: beautiful german girls

Am Abend kommen Ivoline und Simone vorbei, um mit Sabrina und mir „Puffpuffs“ (frittierte Teigbällchen) zu machen.
Wir bereiten gemeinsam den Teig vor und lassen ihn dann fünfzehn Minuten gehen. Es wird unglaublich viel gelacht und schon etwas vom Teig genascht. Er schmeckt süßlich und etwas nach Hefe, man kann ihn aber ohne Bedenken essen, da keine Eier benötigt werden.
Als die fünfzehn Minuten um sind und auch das Öl warm ist, frittiert Ivoline den ersten Teig. Man nimmt dafür etwas Teig in die Hand und presst ihn dann hindurch ins kochende Fett. Wenn man geübt ist bilden sich schöne runde Bällchen, wenn nicht sind sie etwas deformiert. Nach und nach versuchen wir alle unser Glück, wobei ich nach einiger Zeit den Bogen ganz gut heraushabe.
Wenn sie (hell)braun sind, fischt man die Bällchen aus dem Fett und legt sie zum Abtropfen in ein Sieb. Viel bringt es aber nicht, es ist eine extrem fettige Angelegenheit. Natürlich probiere ich eins meiner ersten eigenen Puffpuffs, die durch das Fett und den dichten Teig sehr schnell satt machen (glücklicherweise, sonst würde man sehr schnell sehr viel Gewicht zulegen).

Da der Teig ca. 60 Puffpuffs (!!)  ergibt, nehmen wir den Großteil mit zu einem Jugendtreffen, zu dem wir eingeladen wurden. Wir kommen gerade an als die letzten Dinge besprochen werden und es Abendessen (um neun Uhr)  gibt. Ivoline stellt uns als „die drei hübschen deutschen Mädels“ vor und wir werden gleich in die Gruppe integriert und verbringen einen schönen Restabend gemeinsam.

Für diejenigen, die die Puffpuffs gerne zu Hause ausprobieren möchten folgt nun das Rezept (für weniger Puffpuffs müssen die Angaben angeglichen werden):

1 kg         Mehl
1 l          Wasser
360 ml       Milch
1 Tasse      Zucker (nach Belieben mehr)
1 El         Backpulver
1 El         Hefe
500 ml       Öl



Hier gibt es (eigentlich) keine Grammangaben, es wird einfach nach Preis (Bsp: Zucker für 200 frs) gekauft und dann über den Daumen gepeilt, wie viel man benutzt,  aber ich habe mich bemüht, möglichst genaue Angaben zu errechnen. (Die Milchangabe ist auch geschätzt, da es hier nur Milchpulver gibt, also habe ich ausgerechnet, wie viel „Ersatzmilch“ sich ergibt und dies als Milch angegeben)


Die Zutaten werden vermischt, dann muss der Teig 15 Minuten gehen. In dieser Zeit kann man das Öl erhitzen. Wenn Öl und Teig bereit sind, gibt man kleine Portionen (handgroß) in den Topf mit dem kochenden Öl. Man macht es hier mit der Hand aber vielleicht geht es auch mit einer kleinen (!!!!) Schöpfkelle/ einem Esslöffel. Wenn die Puffpuffs außen braun sind, kann man sie zum Abtropfen in ein Sieb tun. Ich würde sie vielleicht auch in Zewa einrollen, damit  das Fett wenigstens ein bisschen entzogen wird.





Viel Spaß beim Ausprobieren!
PS:  Ich könnte mir im Teig auch sehr gut Apfel vorstellen.

Donnerstag, 6. September 2012




Hier nun ein Bild von der Straße bei Regen. Diese Stelle ist eine der "Besseren" hauptsächlich sind die Straßen nicht asphaltiert und haben sehr tiefe Schlaglöcher.











Ein Bild von der Straße in "Junction", am Straßenrand bekommt man alles, was man braucht.














Junction bei besserem Wetter.












Auf diesem Bild sieht man "Squares". Hier befindet sich auch ein kleiner Markt und mein Lieblingsladen (Kenneth's) in dem man von Schuhcreme bis Handys alles kaufen kann. Auch das Geld kann man hier wechseln.

Wetterbericht, oder: Ein Herz für Baby-James

Ich habe vergessen meinen Vorhang zuzuziehen. Deswegen weckt mich die Sonne schon um sechs Uhr obwohl ich noch bis halb acht schlafen könnte. Im Haus ist es eigentlich immer kalt, aber in der Sonne ist es jetzt schon angenehm. Da ich gestern viele T-Shirts und Jacken gewaschen habe, die im Haus schlecht trocknen, freue ich mich über jeden Sonnenstrahl, der meine Kleider etwas trocknen kann, auch wenn im Haus ohnehin alles wieder klamm wird und bleibt. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg ins Waisenhaus nach Shisong. Dort darf ich für heute einmal vorbeischauen, um alles kennenzulernen. Vorerst ist aber nicht vorgesehen, dass ich dort arbeite. Für mich ist das nicht schlimm, da ich ein tolles und abwechslungsreiches Programm vor mir habe. (Arbeit im St. Rita’s College, Shisong Hospital und Justice & Peace Office.. Alle Angaben ohne Gewähr) Ich kann bis Squares den Trampelpfad laufen und muss von dort aus ein Taxi nach Shisong nehmen, weil der Weg sonst zu weit ist. Die Schwester, die das Waisenhaus leitet, empfängt mich im Vorraum und bringt mich dann in eins der Zimmer, in dem sich die Kinder befinden.
Als ich vorsichtig die Tür öffne, schauen mich vier Paar große Kulleraugen an. Die Kleinen sind zwischen drei Monaten und zwei Jahren alt. Als ich mich hinknie, damit ich nicht so furchteinflößend groß bin, kommt, wenn auch ein bisschen zögerlich, die Älteste der Kinder auf mich zu. Als ich sie anlächele ist das Eis gebrochen und sie lacht ausgelassen zurück. Plötzlich höre ich einen Jauchzer aus der Ecke schräg hinter mir und kleine Händchen greifen nach meiner Jacke. „Das ist Baby-James“, wird mir erklärt. Ich bin sofort hin und weg. Mir wird erklärt, dass ich um elf schon nach Hause gehen soll, um etwas zu essen, weil die Schwester heute keine Zeit hat für mich zu kochen. Mir wird ein Dreimonatiges in den Arm gedrückt, das ich etwas herumtragen soll. Baby- James möchte gerne aus dem Laufstall, also nimmt mir eine Schwester den ganz Kleinen ab und ich hole ihn, nach einigem Kampf mit dem Laufstalltürmechanismus, auf meinen Arm. Aus dem Flur höre ich Stimmen und kurze Zeit später steht eine Freiwillige aus Italien vor mir, die aber perfekt deutsch spricht, da sie in Bern studiert. Sie wird das Waisenhaus in ein paar Tagen verlassen und gibt Sabrina, die ihre Nachfolgerin wird, ein paar wertvolle Tipps. Die Stunden vergehen wie im Flug mit den Kleinen und ich bin ein bisschen traurig, als ich James alias „Bébé“ in sein Bettchen bringen muss. Hier werden alle Kinder die noch klein sind (bis drei Jahre maximal) Bébé genannt. Leider konnte ich keine Bilder machen, weil dann die anderen Kinder traurig gewesen wären und das soll natürlich vermieden werden.
Als ich aus dem Waisenhaus heraustrete scheint immer noch schön die Sonne, aber die täglichen Regenwolken kriechen schon über die Berge. Glücklicherweise kann ich den Weg von Squares nach Hause noch zu Fuß zurücklegen. Als ich jedoch zu Hause bin, fängt es laut an zu donnern und zu grollen. Im Haus ist es so kalt, weil es auch draußen stark abgekühlt ist, dass ich mich mit dickem Pulli unter die Bettdecke kuschele. Kurz darauf fängt es wie aus Eimern an zu schütten. Ich bin den Regen schon gewöhnt aber so stark wie heute war es noch nie, seit ich hier bin.
Seit ich hier bin habe ich noch keinen einzigen Tag erlebt, an dem es nicht mindestens eine halbe Stunde geregnet hat. Für die Regenzeit ist das natürlich nicht ungewöhnlich, wobei ich dachte, dass wir uns schon in der Übergangsperiode zur Trockenzeit befänden. Dem ist nicht so, denn als ich nach zwei Stunden Mittagsschlaf aufwache und aus dem Fenster sehe, scheint es, als ginge die Welt unter. Es gießt und gießt, donnert und blitzt. Gut, dass ich es vor dem Gewitter nach Hause geschafft habe. Durch das Gewitter ist der Strom ausgefallen. Daran habe ich mich schon gewöhnt. Gestern war zwar besonders schlimm, weil der Strom für den ganzen Tag ausgefallen war, aber normalerweise kommt und geht er drei bis vier Mal am Tag.
Bei diesem Wetter bin ich immer wieder froh, meinen Regenmantel und die Gummistiefel gekauft zu haben, denn die Straßen werden durch den Regen komplett aufgeweicht und sind dadurch sehr matschig. Wenn es regnet/geregnet hat fahre ich auch nicht mit dem Motorrad, weil es so glatt ist, dass man leicht herunterfallen kann. Auch die Taxis schlittern wie bei Glatteis, wobei die Fahrer die Autos auf den nicht-asphaltierten Straßen sehr gut unter Kontrolle haben.
Gegen Abend hört es endlich auf zu regnen, auch der Strom kehrt zurück und ich verabrede mich mit Ivoline, die im Moment Besuch aus Deutschland hat, auf eine Flasche „Top“ (Limonade) in der „Upper Gallery Bar".

Samstag, 1. September 2012

Kijung, oder: We are one Big Family!


Mir geht es nach wie vor gut! Kijung! Das bedeutet „I’m fine“ auf Lamnzo. Marie-Therese bringt es mir gerade noch zwischen Tür und Angel bei, bevor ich das Haus verlasse.

Diese Woche werde ich im Sekretariat auf dem Bischofshügel verbringen. Als ich aus dem Haus trete regnet es, also laufe ich die 25 Minuten zu Fuß nach Junction und nehme dort ein Motorrad. Motorräder und Taxis kosten hier gleich viel (eine Fahrt 100 frs, das sind etwas weniger als 20 Cent, es kommt aber darauf an, wohin man fahren möchte). Als ich ankomme, werde ich schon freudig begrüßt und mir werden die verschiedenen Büros gezeigt. Im Schnelldurchlauf werde ich den Mitarbeitern des „Agricultural Training Projects“, den „Justice and Peace‘lern“, den Schwestern im „BEPHA-Office“, dem „Health Coordination Office“-Team, den Frauen im „Social Welfare-Office“ und dem „Family Life Office“ vorgestellt.
Meinen ersten Tag verbringe ich im Social Welfare Office. Dort lerne ich viel über Projekte, wie beispielsweise die Anbindung von Dörfern an Wasserquellen. Am besten gefällt mir aber das Family Farm School –Projekt, bei dem Menschen das richtige und nachhaltige Bestellen von Äckern lernen können.

Ich vergaß vollkommen zu erwähnen: In zwei bis drei Wochen werde ich erst einmal nach Nkambe umziehen. Dort werde ich im St. Rita’s College arbeiten. Was genau, wurde mir aber noch nicht gesagt, hier ist die Planung sehr spontan. Ich habe aber mit meinem Mentoren gesprochen und ihm gesagt, dass ich unheimlich gerne auf den Family Farms mithelfen möchte.
Als ich nach Hause komme regnet es in Strömen und der Strom fällt fast für den ganzen Abend aus. Also esse ich noch schnell etwas zu Abend und gehe dann ins Bett.

Am nächsten Morgen laufe ich zum Bischofshügel, da das viel schneller geht. Vom Trampelpfad aus hat man einen atemberaubenden Blick über die Stadt.

Da es schon wieder regnet, ist der Lehmboden sehr rutschig und der Matsch spritzt die Hosenbeine hoch. Unglücklicherweise auf meine hellgelbe Lieblingshose. Nach der Arbeit im Health-Coordination Office (das für die Verteilung der Medikamente und die Verwaltung der Health Center und Krankenhäuser des ganzen Bistums zuständig ist) fahre ich deswegen mit Ivoline auf den Markt nach Mbve und kaufe dort Gummistiefel (vier Nummern zu groß) und einen gelben, langen Regenmantel. Nun kann meiner Laune und mir nichteinmal mehr der heftige Regen etwas anhaben.



Mittwoch besuche ich das Family Life Office.
Als ich es betrete werde ich sofort von dem Ehepaar, das es leitet, in die Arme geschlossen. Die Stimmung ist sehr entspannt und warm. Herzlichkeit erfüllt den ganzen Raum. Nachdem mir erklärt wird, dass das Family Life Office dafür zuständig ist, Familien den richtigen Umgang miteinander und mit den Kindern nahezulegen und vor allem, dass Gott PRO-LIFE (!!!!) ist, also gegen Verhütungsmittel, werde ich in die Tea-Time Runde aufgenommen. Hier sitze ich mit den anderen Mitarbeitern des Family Life Office‘ zusammen und unterhalte mich. Ich bin so glücklich über die freundschaftliche Atmosphäre, dass ich den nächsten Tag auch hier verbringe. Ich werde sehr oft in den Arm genommen und mir wird versichert, dass ich immer in die „Familie“ kommen kann, wenn ich sie brauche, denn ich sei  jetzt ein vollwertiges Familienmitglied.
Diesmal gibt es sogar warmes Mittagessen. Ich bekomme eine extra große Portion Fufu und Vegetables mit Hühnchen, weil man sehr besorgt ist, da ich „so schrecklich dürr“ bin. Trotz meines Hinweises, dass ich vollkommen normal esse und das in Deutschland nichts Besonderes ist, muss ich, obwohl ich fast platze, noch ein Blätterteigtäschchen mit Fisch und Karotten essen.

Heute ist Freitag. Ich wurde beim gestrigen Mittagessen zu einem Meeting des Family Life Office‘ auf Bistumsebene eingeladen, welches heute und morgen stattfindet.
Bevor das Meeting eröffnet wird, gibt es ein großes Mittagessen. Dann wird aus den verschiedenen Gemeinden berichtet, wie sie mit ihren Workshops und Arbeitsgruppen vorankommen.
Es gibt Arbeitsgruppen zur HIV/AIDS-Aufklärung, Hauspflege, Gruppen für Partner mit Eheproblemen und noch viele Klein- und Untergruppen.
Die anschließenden Diskussionen sauge ich auf wie ein Schwamm. Wir sind um halb zehn fertig und es war keine Sekunde langweilig, weil so viel gelacht und gescherzt wurde. Als ich aus dem Tagungsgebäude trete regnet es immer noch. Es hatte früh am Morgen angefangen und ich hatte eigentlich gehofft, dass es aufhört, bis ich nach Hause gehe. Zum Glück ist es nicht weit bis nach Hause. Dort angekommen gehe ich schnell in mein Bett, da morgen um 6:30 Uhr Messe ist.