Mittlerweile bin ich schon fast zwei
Monate im Krankenhaus und es hat sich ein gewisser Alltag
eingestellt. Nachdem ich einen vollen Monat auf der Kinderstation
verbracht habe, bin ich auf die Frauenstation gewechselt.
Dort wird erst einmal jede Frau
aufgenommen. Wenn geklärt werden konnte, was sie hat, wird sie
möglicherweise verlegt. Es gibt zwei Alternativstationen, die
Gynaekologische und das Herzzentrum. Falls eine Frau operiert werden
muss wird sie entweder auf die OP Station I (saubere Wunden) oder auf
die OP Station 2 (infizierte Wunden) verlegt.
Auf der Frauenstation habe ich
gelernt infizierte Wunden zu säubern und Verbände zu wechseln,
sowie bei Lumbalpunktionen zu assistieren. Verglichen mit der
Kinderstation ist die Frauenstation sehr viel zeitintensiver und
anstrengender, da dort sehr viel mehr Patientinnen liegen die zum
Teil sehr schwere Krankheiten haben. So hatten wir in den zwei
Wochen, während denen ich da war zwischen 35 und 43 Patientinnen,
von denen wir vier verloren haben.
Es waren immer noch ein Großteil von
ihnen aufgrund von Malaria stationär, aber es gab auch viele
Krankheiten, mit denen ich auf der Kinderstation nicht in Berührung
gekommen bin.
Zum Einen eine recht hohe Zahl
Hepatitis- Infizierter und Frauen mit Leber- Zerrose.
Auf meine Nachfrage wurde mir erklärt,
dass einerseits die traditionelle Medizin, die die Heiler
verschreiben, die Leber sehr stark angreift und andererseits leider
auch Alkohol wohl eine Rolle spielt.
Und nun eine Krankheit, von der man
sich bestimmt schon gefragt hat, wann ich das erste Mal von ihr
schreibe: AIDS.
Auf der Kinderstation gab es
glücklicherweise in der gesamten Zeit, die ich dort verbracht habe,
nur ein Kind, das HIV-Positiv war. Auf der Frauenstation sieht dies
leider ganz anders aus.
Eine der Frauen, die leider
schlussendlich ihrer Hepatitis B erlag, starb nicht nur an dieser,
sondern ihr Immunsystem war schon zu schwach vom jahrelangen Kampf
gegen das Virus, also war die Hepatitis nur das „Todesurteil“. Im
Report- Buch wurde oft ein Diagnosekürzel verwandt, das ich von der
Kinderstation nicht kannte: IS. Es steht für „Krise des
Immunsystems“. Entweder Frauen sind deswegen stationär, weil ihre
CD4 Zellanzahl zu niedrig ist oder wegen einer anderen Krankheit,
gegen die das Immunsystem sich nicht mehr alleine wehren kann.
Grundsätzlich waren es leider viel zu viele Patientinnen, die
HIV-Positiv waren.
Wie viele es genau waren kann man
leider nicht genau sagen und das hat folgenden Grund: Der HIV-Test
wird nicht im normalen Labor mit den anderen Tests gemacht. Für den
HIV-Test müssen die Patienten ins „Treatment Center“,
wo sie erst über HIV aufgeklärt werden und anschließend ein Test
gemacht wird. So weit so gut. Wenn es nur so einfach wäre.
HIV/Aids ist hier
immer noch eine verschrieene Seuche und die Diagnose bedeutet für
viele die Gefahr der Ausgrenzung aus der Gesellschaft, weshalb sie
lieber erst gar nicht wissen wollen, ob sie positiv oder negativ
sind. Daher musste ich wohl oder übel jede Patientin mit einer
Grundvorsicht behandeln. Falls jemand wissentlich HIV-Positiv ist,
wird es in der Patientenakte vermerkt, aber das ist sehr selten,
meist steht im vermerk nur, dass die Patientin nicht bereit für den
Test ist oder ihn ablehnt. Ansonsten werden Krankeheiten behandelt,
die ich in europäischen Krankenhäusern ebenso vermute.
Nach der Zeit auf
der Frauenstation bin ich auf die post-OP1 Station gewechselt und
habe mich eine Woche intensiver mit Wundsäuberung und Verbänden
beschäftigt. Dort wurde mir erklärt, wie falsch sie die Wunden auf
der Frauenstation versorgen, wenn die Sterilität gewahrt werden
soll, wobei ich sagen muss, dass man hier leider kaum von Sterilität
sprechen kann.
Neben de genannten
Stationen haben wir noch die Männerstation und die gynaekologische
Station, sowie ein Augen- und ein Zahn- Departement. Ab nächster
Woche arbeite ich im OP- Saal und bin schon gespannt, was ich dort
beobachten kann!