Montag, 1. April 2013

Eine kleine Tour durchs Krankenhaus, oder: Fast zwei Monate Krankenschwester

Mittlerweile bin ich schon fast zwei Monate im Krankenhaus und es hat sich ein gewisser Alltag eingestellt. Nachdem ich einen vollen Monat auf der Kinderstation verbracht habe, bin ich auf die Frauenstation gewechselt.
Dort wird erst einmal jede Frau aufgenommen. Wenn geklärt werden konnte, was sie hat, wird sie möglicherweise verlegt. Es gibt zwei Alternativstationen, die Gynaekologische und das Herzzentrum. Falls eine Frau operiert werden muss wird sie entweder auf die OP Station I (saubere Wunden) oder auf die OP Station 2 (infizierte Wunden) verlegt.
Auf der Frauenstation habe ich gelernt infizierte Wunden zu säubern und Verbände zu wechseln, sowie bei Lumbalpunktionen zu assistieren. Verglichen mit der Kinderstation ist die Frauenstation sehr viel zeitintensiver und anstrengender, da dort sehr viel mehr Patientinnen liegen die zum Teil sehr schwere Krankheiten haben. So hatten wir in den zwei Wochen, während denen ich da war zwischen 35 und 43 Patientinnen, von denen wir vier verloren haben.
Es waren immer noch ein Großteil von ihnen aufgrund von Malaria stationär, aber es gab auch viele Krankheiten, mit denen ich auf der Kinderstation nicht in Berührung gekommen bin.

Zum Einen eine recht hohe Zahl Hepatitis- Infizierter und Frauen mit Leber- Zerrose.
Auf meine Nachfrage wurde mir erklärt, dass einerseits die traditionelle Medizin, die die Heiler verschreiben, die Leber sehr stark angreift und andererseits leider auch Alkohol wohl eine Rolle spielt.
Und nun eine Krankheit, von der man sich bestimmt schon gefragt hat, wann ich das erste Mal von ihr schreibe: AIDS.
Auf der Kinderstation gab es glücklicherweise in der gesamten Zeit, die ich dort verbracht habe, nur ein Kind, das HIV-Positiv war. Auf der Frauenstation sieht dies leider ganz anders aus.
Eine der Frauen, die leider schlussendlich ihrer Hepatitis B erlag, starb nicht nur an dieser, sondern ihr Immunsystem war schon zu schwach vom jahrelangen Kampf gegen das Virus, also war die Hepatitis nur das „Todesurteil“. Im Report- Buch wurde oft ein Diagnosekürzel verwandt, das ich von der Kinderstation nicht kannte: IS. Es steht für „Krise des Immunsystems“. Entweder Frauen sind deswegen stationär, weil ihre CD4 Zellanzahl zu niedrig ist oder wegen einer anderen Krankheit, gegen die das Immunsystem sich nicht mehr alleine wehren kann. Grundsätzlich waren es leider viel zu viele Patientinnen, die HIV-Positiv waren.
Wie viele es genau waren kann man leider nicht genau sagen und das hat folgenden Grund: Der HIV-Test wird nicht im normalen Labor mit den anderen Tests gemacht. Für den HIV-Test müssen die Patienten ins „Treatment Center“, wo sie erst über HIV aufgeklärt werden und anschließend ein Test gemacht wird. So weit so gut. Wenn es nur so einfach wäre.
HIV/Aids ist hier immer noch eine verschrieene Seuche und die Diagnose bedeutet für viele die Gefahr der Ausgrenzung aus der Gesellschaft, weshalb sie lieber erst gar nicht wissen wollen, ob sie positiv oder negativ sind. Daher musste ich wohl oder übel jede Patientin mit einer Grundvorsicht behandeln. Falls jemand wissentlich HIV-Positiv ist, wird es in der Patientenakte vermerkt, aber das ist sehr selten, meist steht im vermerk nur, dass die Patientin nicht bereit für den Test ist oder ihn ablehnt. Ansonsten werden Krankeheiten behandelt, die ich in europäischen Krankenhäusern ebenso vermute.
Nach der Zeit auf der Frauenstation bin ich auf die post-OP1 Station gewechselt und habe mich eine Woche intensiver mit Wundsäuberung und Verbänden beschäftigt. Dort wurde mir erklärt, wie falsch sie die Wunden auf der Frauenstation versorgen, wenn die Sterilität gewahrt werden soll, wobei ich sagen muss, dass man hier leider kaum von Sterilität sprechen kann.

Neben de genannten Stationen haben wir noch die Männerstation und die gynaekologische Station, sowie ein Augen- und ein Zahn- Departement. Ab nächster Woche arbeite ich im OP- Saal und bin schon gespannt, was ich dort beobachten kann!

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