Der 20. Mai ist der Kamerunische
Nationalfeiertag, der aufgrund der Wiedervereinigung Kameruns
gefeiert wird. Nach einer mehr oder weniger ruhigen Nacht machen wir
uns gegen zehn Uhr auf den Weg zum „Grand Stand“, einer Art
Podium mit Stühlen, um die Parade zu verfolgen. Als Erstes
marschieren die Grundschüler aller Schulen Nkambes und Umgebung. Es
ist wirklich süß anzusehen, mit welcher Gewissenhaftigkeit die
Kleinen in ihren Schuluniformen marschieren. Nachdem alle
Grundschulen an uns vorüber gelaufen sind, folgen die
weiterführenden Schulen und Lehrer-Training-Colleges. Als St. Rita's
an der Reihe ist, wird viel gejubelt und großes Lob ausgesprochen,
da alle Schüler nicht nur eine einheitliche saubere und ordentliche
Uniform tragen, sondern auch gleiche Schuhe. Vo Auf alle Schulen
folgen dann die Partei des Staatspräsidenten Paul Biya und die
sozialistische Partei. Um drei Uhr ist dann endlich die letzte Person
an uns vorbeimarschiert und wir können uns auf den Nachhauseweg
machen.
Der nächste Tag bricht viel zu früh
an und ich würde am liebsten im Bett bleiben. Heute muss ich mich
von meinen Schülern verabschieden und alleine beim Gedanken daran
bekomme ich einen Kloß im Hals. Um zwölf Uhr wird eine
Abschiedsmesse für mich veranstaltet und Father Johannes hält eine
Predigt extra für mich. Nach der Messe werden eine Rede von der
Schulsprecherin und dem stellvertretenden Schulleiter gehalten. Davor
jedoch bin ich an der Reihe. Schon als ich den Weg nach vorne mache,
sind meine Beine wie Kaugummi. Als ich mich jedoch umdrehe und die
gesamte Schülerschaft vor mir sitzen sehe, ist es einfach zu viel
für mich. Ich kriege zwei halbe Sätze heraus bevor ich anfange zu
weinen. Ich versuche mich zu beherrschen aber es ist einfach nicht
möglich. Zum Glück sehe ich, dass auch Madame Hycenta, meine
liebste Kollegin und Mutter meiner besten Schüler die Tränen nicht
zurückhalten kann. Als ich mich wieder hinsetze bin ich froh, dass
ich meine Freundin neben mir habe, das macht die ganze Situation um
ein hundertfaches erträglicher.
Nach dem sentimentalen Teil folgen die
Fotos und die scheinende Sonne hebt auch zum Glück gleich die
Stimmung. Den Rest des Tages verbringen wir mit den Schülern, indem
wir wieder Bändchen knüpfen und wir können uns auch schon auf
morgen freuen, wir fahren nämlich nach Akweto, der Outstation, die
ich schon einmal mit Father Edwin Njongai besucht habe. Die Bilder
sprechen für sich:
Auch für den nächsten Tag haben wir
einen Plan: Wir besuchen das örtliche Gefängnis. Es hatte mich
schon immer interessiert, wie die Verhältnisse dort sind, aber als
auch meine Freundin fragt, ob wir es möglicherweise zu besichtigen
sei, verspricht uns Schwester Fidela, die Sekräterin St. Rita's, uns
mit dorthin zu nehmen, da sie mit den Häftlingen singt und sich
unterhält und manchmal auch kocht, also eine Art Seelsorge macht.
Als wir das Gefängnis betreten habe ich ein recht mulmiges Gefühl,
als wir jedoch in den Hof gehen, bin ich positiv überrascht. Alle
Häftlinge können sich tagsüber im Innenhof in der Sonne aufhalten.
Auch die Zellen in denen sechs oder mehr Personen schlafen, sehen
recht gut aus. Der Boden ist sauber, es gibt Stockbetten und sogar
Mosquitonetze. Ich hatte es mir offengestanden wesentlich
menschenunwürdiger vorgestellt. Es konnte aber auch unmöglich für
unsaufgeräumt worden sein, weil wir unangekündigt zu Besuch kamen.
Schon nach kurzer Zeit bestürmen und begrüßen uns die Insassen des
Gefängnisses und wollen uns handgefertigte und bestickte Taschen
verkaufen. Einer Frau, die besonders schöne Taschen gefertigt hat,
kaufe ich ein paar ab, um sie als Shopping Taschen zu benutzen.
Nachdem wir noch gemeinsam beten und
ein Lied gesungen wird, machen wir uns auf den Nachhauseweg, da es
schon spätnachmittags ist.
Den letzten Tag verbringen
wir damit, Chocolate-Chip- und Zitronencookies zu backen, ebenso wie
einen Schokoladen-Bananenkuchen, den ich so oft gebacken habe, als
ich noch in St. Rita's gewohnt habe und den Fr. Johannes und Br.
Elias so lieben. Die Freude darüber ist natürlich riesig, als wir
abends die leckeren Sachen auf den Tisch stellen.
Am nächsten Tag fahren
wir also nach vielen Erlebnissen mit einem guten Gefühl nach Kumbo.
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