Freitag, 12. Oktober 2012

Überraschungsbesuch, oder: SOLDIS

 Als ich den Klassenraum verlasse, traue ich meinen Augen kaum. Am Fuße der Treppe wartet Eucharia, meine Mentorin aus Kumbo, auf mich. Halb hüpfend, halb rennend, komme ich zu ihr herunter und wir fallen einander in die Arme. Ich hatte wirklich mit allem gerechnet heute, aber nicht damit, sie zu sehen. Sie erklärt mir, dass sie mit ein paar Social Welfare Department- Mitgliedern die Primary Schools im Umkreis von Nkambe besucht, um den Kindern dort eine neue Möglichkeit der Desinfektion von Wasser beizubringen.
Ich entscheide spontan, sie zu begleiten. Als wir die CS Primary School Nkambe erreichen, werden wir schon sehnlichst erwartet. Die Aufregung ist natürlich groß, als ich aus dem Auto steige, denn mit einem weißen Mädchen in der Gruppe hat niemand gerechnet. Am liebsten würden alle Kinder meine Hand schütteln aber dafür ist natürlich nicht genug Zeit. Wir versammeln uns im größten Klassenraum der frisch- renovierten Schule, und die Kinder von der ersten bis zur fünften Klasse quetschen sich auf die zur Verfügung stehenden Bänke.
Als erstes geht es darum, welche Kriterien sauberes Wasser erfüllen muss. Die Kinder sind mit unglaublich viel Engagement dabei und tragen alle Kriterien alleine zusammen, sodass wir nicht einmal ergänzen müssen. Danach geht es darum, was für Krankheiten man durch verunreinigtes Wasser bekommen kann und wie die Krankheiten unter anderem übertragen werden können. Hier ist es Alltag, dass man Männer am Straßenrand sieht, die sich erleichtern, was ich am Anfang sehr eigentümlich fand, woran ich mich aber mittlerweile gewöhnt habe. Auch für die Kinder ist es vollkommen normal, dass auch sie es den Erwachsenen gleichtun. Als sie jedoch hören, was für einen Einfluss „das alles“ auf das Wasser oder ihr Essen nimmt ist das Geschrei groß. „Ist euch nicht klar, dass „das alles“ in der Trockenzeit trocknet, sich mit dem Staub vermischt und der Staub dann überall hinfliegt?“, fragt Eucharia die Kinder, „oder, dass der Regen alles in die Flüsse und auf die Felder spült?“. Nein, das war ihnen ganz und gar nicht klar. Nach der Theorieeinheit gehen wir nach draußen, um das richtige Händewaschen zu üben. Denn, die Hände einfach im Eimer zu waschen bringt nicht viel, auch wenn man Seife benutzt, denn man macht den Dreck nur flüssig, er bleibt aber im Wasser und man nimmt ihn wieder mit aus den Eimer heraus. Deswegen ist es wichtig dass das Wasser fließt.
Nach dem Händewaschen wird es spannend. Wie soll man ohne Chlor und ohne Filter das Wasser keimfrei kriegen? Die Antwort ist: SOLDIS.  Desinfektion durch Sonnen-/UV-Strahlen.

Wie soll das denn bitte funktionieren?!, fragen sich die Kinder. Ganz einfach: Man nimmt eine Plastikflasche (diese muss natürlich transparent sein) und füllt sie mit sauberem Wasser. Dann legt man die Flasche für mindestens sechs Stunden in die pralle Sonne. Danach ist das Wasser (erwiesen) keimfrei.

Diese Methode wird in vielen Ländern in Afrika verwendet und ist ideal in der Trockenzeit, weil sie leicht nachahmbar und billig ist, da man keine teuren Hilfsmittel brauchen kann. Als ich auf die Uhr gucke kann ich kaum glauben, dass schon wieder sechs Stunden vergangen sind. Eben stand ich noch bei meinen Form TWO Schülern und wir haben wie versprochen die deutsche Nationalhymne geübt und nun ist der Tag schon fast wieder vorbei. Als mit Mr Emmanuel und Eucharia nach Hause zu Hause absetzen, merke ich aber schon, dass ich etwas müde bin, also setze ich mich ein bisschen aufs Sofa und warte auf das Abendessen. Nach dem Abendessen gucke ich mit Father Jo noch eine nigerianische Seifenoper und mache mich dann ab in mein warmes Bett. Es hat zwar den ganzen Tag nicht geregnet, aber im Haus ist es trotzdem kühl.

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