Freitag, 12. Oktober 2012

Ein Wochenende Kumbo, oder: glücklich trotz wenig Glück


Mein Wecker klingelt. Es ist halb vier morgens. Zum Glück war ich so schlau meinen Wecker eine halbe Stunde vorher zu stellen, so kann ich noch ein bisschen wach werden. Ich habe mich kurzfristig entschlossen für das Wochenende nach Kumbo zu fahren. Neben der Tatsache, dass ich meine Freunde mal wieder zu Gesicht bekommen möchte, will ich unbedingt einen neuen Internetstick kaufen.. Die Internetverbindung ist in Nordwest- Kamerun ohnehin nicht so rosig, um genau zu sein mehr schlecht als recht, wie schon beschrieben, aber, so, wie es gerade ist, kann es einfach nicht bleiben. Auch wenn ich nicht abhängig vom Internet bin möchte ich trotzdem uneingeschränkten Zugang haben, um meine Blogeinträge hochzuladen, oder meine Emails zu checken. Ich weiß schon gar nicht mehr, wann ich das zuletzt getan habe, denn die Seite wird auf Grund der hohen Byteanzahl nicht geladen. Sehr ärgerlich, wenn man problemlosen Internetzugang gewöhnt ist.
Um vier stehe ich also widerwillig auf und  mache mich auf den Weg zum Pfarrhaus, wo Eucharia, Emmanuel und Stanley warten. Zum Glück können die drei mich mitnehmen, sodass ich nicht mit public transport reisen muss. Prinzipiell liebe ich es mit den öffentlichen Autos zu fahren, denn sie nehmen mindestens sechs Leute mit, sodass man zu viert auf der Rückbank sitzt und dadurch nicht die ganze Zeit durch das Auto hüpft, aber die Straßen sind momentan so furchtbar matschig und schlecht, dass man ständig stecken bleibt, aus dem Auto aussteigen muss und schieben muss.
Die erste Stunde im Auto verläuft reibungslos, als wir jedoch  die erste kritische Stelle auf unserer Reise meistern wollen, werden wir von einer Art „Stau“ aufgehalten. Natürlich kein Stau wie in Deutschland, aber vor uns versuchen gleich drei andere Autos den matschigen und rutschigen Berg zu überqueren. Leider mit sehr wenig Erfolg. Also warten wir 45 Minuten, bevor wir die Fahrt fortsetzen können. Auch wir haben unsere Probleme, aber aussteigen müssen wir vorerst glücklicherweise nicht. An der zweiten (von insgesamt drei) Katastrophenstelle kommen wir jedoch leider nicht darum herum. Auch wenn Mr Emmanuel es vier Mal versucht, wir rutschen immer wieder in die schon vorhandenen, ca. 70 cm tiefen, Reifenspuren hinein. Das Manöver (die Schreibweise tut mir in den Augen weh, aber die neue deutsche Rechtschreibung sieht es so vor) kostet uns fast eineinhalb Stunden. Als wir nach insgesamt vier Stunden schon leicht entnervt kurz vor Kumbo sind folgt der nächste Schock. Die Bremsen funktionieren nicht mehr. Glücklicherweise befinden wir uns noch nicht auf dem Stück des Weges, auf dem es wirklich steil bergab geht, sodass wir die Handbremse ziehen können. Nun müssen wir jedoch auf einen Mechaniker warten, der aus Kumbo zu uns hochgebracht werden muss.
Schlussendlich erreichen wir Kumbo um halb eins. Ich bin völlig erschöpft, fahre aber mit meinem gesamten Gepäck noch nach Tobin, um meinen Internetstick zu kaufen. Auf dem Weg dorthin fällt mir ein, dass ich mein Laptop vergessen habe. Heute ist einfach nicht mein Tag. Vor allem, als mir noch dazu klar wird, dass ich nur Euro mit mir trage und kaum Francs. Glücklicherweise ist die Dame im Camtel- Office (der Internetanbieter) so freundlich und verständnisvoll, dass ich sie in Euro bezahlen kann. Auf dem Rückweg fängt es an zu tröpfeln, glücklicherweise regnet es aber nicht, bis ich zu Hause bin.
Abends habe ich mich wieder etwas gefangen, also entscheide ich mich dazu, mit meinen Freunden gemeinsam etwas essen und trinken zu gehen. Als wir nach Hause kommen schüttet es schon in Strömen. Glücklicherweise haben wir kein Bike, sondern ein Taxi genommen.
Als ich am nächsten Morgen aufwache, regnet es immer noch. Also bleibe ich erst einmal im Haus und dusche. Als es um zwei Uhr aber immer noch regnet, kann ich einfach nicht anders. Ich packe mich in meine Regenjacke ein, ziehe meine Turnschuhe an, nehme meinen Regenschirm und laufe nach Junction. Petrus scheint Erbarmen mit mir zu haben, denn kurze Zeit später hört es auf zu regnen. Ich kaufe gerade ein bisschen Brot und Obst fürs Mittagessen, als  mich die zwei anderen deutschen Freiwilligen zum Abendessen einladen.
Also mache ich mich gegen sechs Uhr auf den Weg nach Squares, denn sie wohnen dort in der Nähe. Wir verbringen einen entspannten Abend mit noch ein paar anderen ihrer Freunde und trinken Palmwein, quatschen und lachen viel. Zum Glück kann ich die Nacht bei ihnen schlafen, denn ich möchte am nächsten Morgen zum Gottesdienst in der Kathedrale und ich wäre nur sehr ungern in meinem langen Kleid um viertel vor sechs (es wäre also noch dunkel) den Weg nach Squares zur Kathedrale gelaufen. Nach dem nur dreistündigen Gottesdienst (ich hatte mit mehr gerechnet, da die Kathedrale wirklich groß ist und die Kollekte dadurch immer sehr lange dauert) frühstücke ich etwas Kleines in Squares. Zum Glück habe ich mein Handy wieder auf Allgemein gestellt, sodass ich rechtzeitig rangehen kann, als mich Mr Emmanuel anruft. Wir hatten uns verabredet um eins wieder gemeinsam nach Nkambe zu fahren. Nun teilt er mich bedauernd mit, dass er leider nicht fahren kann, da er noch ein paar Dinge in Kumbo erledigen muss. Für mich bedeutet das: Public Transport. Und dass nach der Höllenfahrt am Freitag. Meine Laune sinkt unter Null.
Ich hole also meine Tasche in SAC ab und mache mich auf den Weg zum Carpark. Ich komme gerade an, als es anfängt zu tropfen. Da meine Laune ohnehin schon den Tiefpunkt erreicht hat, macht mir das aber schon gar nichts mehr aus. Was mir jedoch etwas ausmacht ist, dass mir die Autofahrer geschlossen mitteilen, dass sie mich nicht nach Nkambe fahren können, weil die Straßen so aufgeweicht und matschig sind, dass es ihnen einfach zu gefährlich ist. Das bedeutet, dass ich meinen Unterricht für Montag absagen muss. Zum Glück begleitet mich Stanley den Weg zurück nach SAC und wir kochen am Abend gemeinsam, sodass ich den Rest des Tages nicht ganz alleine verbringen muss.
Neuer Tag neues Glück. Das ist mein erster Gedanke, als ich am Montagmorgen zum Bischofshügel aufbreche. Das Glück scheint aber auch heute nicht gerade auf meiner Seite zu sein, denn auch heute kann mich Mr Emmanuel nicht mit nach Nkambe nehmen. Jedoch scheint die Sonne, sodass ich ohne Probleme ein Auto finde, dass mich mit nach Nkambe nimmt. Die Fahrt verläuft überraschend reibungslos und wir müssen nur an einer Stelle aussteigen und laufen, sodass ich zwei Stunden später (ein neuer Geschwindigkeitsrekord, wobei der Fahrer auch wirklich wie ein Rennfahrer gefahren ist) wieder am Eingang meines geliebten St. Rita’s stehe. Dort werde ich schon freudig von Elias in die Arme geschlossen und auch Father Jo, der kurze Zeit später zu uns stößt, freut sich unheimlich dass „Princess Milly“ wieder daheim ist, denn das Haus wäre so schrecklich still und ohne Leben gewesen.

2 Kommentare:

  1. Princess Milly?!? Da haben wir ja endlich einen neuen Spitznamen für dich gefunden ;)

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  2. Wäre eine Alternative, aber ich bleibe doch lieber bei ihrem alten Spitznamen.
    Viel Glück bei dem Kampf ums Internet, ich habe meinen mittlerweile gewonnen, das schaffst du bestimmt auch =D

    Alles in allem, auch wenn dir das einen weiteren Tag warten beschert hat, finde ich es trotzdem schön, dass die Fahrer zumindest ein wenig sich selbst einzuschätzen wissen. Ähnliches hier vor Ort und wir wären trotzdem gefahren, das gibt mir ein wenig das Gefühl, dass du immerhin ein wenig sicher bist.

    Alles liebe in deine nasse Welt

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