Als ich den Klassenraum betrete wird mir erst richtig bewusst, wie sehr ich meine lieben Kleinen, die doch eigentlich gar nicht so klein sind, vermisst habe. Umso mehr freue ich mich, als alle freudig durcheinander schreien, dass sie mich ebenfalls schrecklich vermisst haben, auch wenn ich vorwurfsvoll gefragt werde, wo ich denn bitteschön am Montag war. Als ich ihnen meine missliche Lage erklärt habe wird dem lediglich ein Madame Mel, wenn du uns wirklich lieb hättest, dann wärst du von Kumbo bis hier nach Nkambe gelaufen entgegengebracht.
Zum Glück glauben und vergeben sie mir, als ich ihnen
versichere, dass ich sie sehr vermisst habe und, dass ich sie natürlich
trotzdem sehr lieb habe. Als wir schließlich anfangen bekomme ich eine Notiz
gebracht, dass ich diese Woche oder spätestens nächste Woche Montag noch mit all meinen Klassen einen Test
schreiben soll, da Testweek sei. Also verbringen wir die verbleibende Zeit
damit zu wiederholen, was wir bis jetzt alles gelernt haben und ich bin
unheimlich stolz, als mir bewusst wird, wie viel sich die Kinder gemerkt haben.
Obwohl schon wieder die Glocke (ein Radinnenleben eines Autos) geschlagen wird,
bestehen meine Kiddis darauf, dass ich ihnen wenigstens noch ein deutsches Lied
als Entschädigung für die gestrige versäumte Stunde vorspiele. Glücklicherweise
habe ich angefangen, meinen IPod immer mit in den Unterricht zu nehmen, sodass
ich nicht extra herunter zum Haus laufen muss, um ihn zu holen.
Meine nächste Unterrichtsstunde habe ich mit den Form ONE
Schülern, also meinen Jüngsten. Hier ist die Freude über meine Rückkehr
besonders groß, denn es hatte sich Angst breitgemacht, ich wäre zurück nach
Deutschland geflogen. Ich bin fast zu Tränen gerührt und muss schwören, dass
ich niemals einfach im Kumbo oder anderswo bleiben darf, geschweige denn zurück
nach Deutschland fliegen darf, ohne mich von ihnen zu verabschieden. Natürlich
schwöre ich, damit jedoch nicht genug, ich werde fast dazu „genötigt“ die
Nationalhymne zu singen, damit mein Wort
auch wirklich besiegelt ist. Als
ich ihnen die Hymne das erste Mal letzte Woche vorgesungen habe, war ich noch
etwas schüchtern, als ich sie jedoch noch weitere vier Mal singen musste, weil
alle meine Stimme so toll fanden, verflog meine Scheu relativ schnell. Also
singe ich. Und überraschenderweise stimmt fast die ganze Klasse mit ein, obwohl
ich die Hymne nicht an die Tafel geschrieben habe.
Danach machen wir aber schnell mit dem Unterricht weiter,
denn auch hier muss ich eine Wiederholung der vergangenen Stunden machen. Am Ende
der Stunde sammele ich zusätzlich noch die Arbeitshefte ein, damit ich
sichergehen kann, dass meine Schüler auch keine falsch geschriebenen Wörter
auswendig lernen.
Nachdem auch meine letzte Stunde vorbei ist, schaue ich noch
kurz im Lehrerzimmer vorbei, denn ich hatte heute noch überhaupt keine Chance
den Kopf durch die Tür zu stecken. Auch hier freuen sich alle darüber, dass ich
wieder da bin.
Als ich zurück zum Haus komme, wird meine Stimmung jedoch
etwas getrübt. Der Internetstick installiert sich zwar innerhalb von zehn
Minuten, jedoch stellt er partout keine Verbindung mit dem Internet her. Ich
bin genervt. Nun habe ich fast 65 Euro für einen neuen Internetstick ausgegeben und es funktioniert trotzdem nichts.
Am gleichen Abend beschließe ich noch, das nächste Wochenende wieder nach Kumbo
zu fahren. Und dieses Mal werde ich meinen Laptop nicht vergessen, das schwöre
ich mir.
liebe "Madame Mel",
AntwortenLöschendas klingt sehr charmant :)
Aus Deinem Text leuchtet wirklich die Freude am unterrichten und dazu fällt mir, wie so oft, der Spruch meiner Lieblingsgroßtante Ruth ein: was kann das Kind für seine Gene. Seit mindestens 8 Generationen vor Dir gab es Lehrerinnen und Lehrer in unserer Familie und Du weißt ja, wie viel Freude mir die Fort- und Weiterbildung in meinem Gebiet macht.
Wie schön, daß Du so ein ganz neues Gebiet für Dich gefunden hast.
Es umarmt und küßt Dich Deine Mami <3