Mittwoch, 13. Februar 2013

St. Rita's, oder: Das Gefühl, nach Hause zu kommen





Als wir das Gruppenbild machen, fährt ein Auto die Einfahrt herauf. Ich bin mehr als verwirrt, als ich den Fahrer des Wagens erblicke: Father Johannes. Woher er weiß, dass ich gerade mit Vanessa Tabenken besuche ist mir nicht ganz klar, aber ich bin überglücklich. Auch wenn es erst einen Monat her ist, seit ich ihn das letzte Mal gesehen habe, habe ich meinen Gastpapa ziemlich vermisst. Offensichtlich beruht dies auf Gegenseitigkeit, denn er verkündet halb singend halb rufend, wie sehr er seine Tochter vermisst hat.
Nachdem es auf der Hinfahrt Probleme mit dem Auto gab und wir sogar nochmal zurück nach Kumbo mussten, um das Auto zu wechseln, wäre ich viel später in Nkambe angekommen, als gedacht. Jetzt bin ich froh, dass Father Johannes mich abholt und mich mitnimmt.
Bevor es jedoch nach St. Rita's geht, fahren wir auf dem Sportfeld der GBHS, einer staatlichen Schule, vorbei, da unsere Sportteams dort heute Wettkämpfe haben.

Am Sportfeld angekommen spielen die Mädchen gerade die erste Halbzeit Handball und führen. Als mich die ersten Schüler am Spielfeldrand entdecken ist die Freunde groß. Auch die „großen“ Schüler, die ich nicht unterrichtet habe, freuen sich riesig, dass ich wieder da bin und beklagen, dass sie mich sehr vermissten und ich am besten direkt zurückkommen solle. Da wir hier nur einen kurzen Zwischenstopp einlegen, verspreche ich, dass wir uns abends oder am nächsten Tag ausführlich unterhalten können. Danach geht es endlich Richtung St. Rita's und als wir die Auffahrt zur Schule hinauf fahren, fühle ich mich doch, als würde ich nach Hause kommen. Nachdem ich Brother Elias und Madame Cleopha, die Schulköchin, begrüßt habe, gehen Father Johannes und ich nach den Schülern schauen, denn diese studieren gerade Tänze und Lieder für den morgigen Besuch des Bishofs und den Firmgottesdienst ein. In der Aula schüttele ich gefühlte fünfzig Hände, jedoch ist keine meiner Schüler dabei. Hinter dem Gebäude wird der Gesang und das Trommeln immer lauter und als wir um die Ecke biegen sehe ich sie: So gut wie alle meine Schüler tanzen, trommeln und singen. Das Singen stoppt jedoch abrupt, als sie mich sehen: Kurz darauf wuseln mehr als dreißig kleine Kinder um mich rum, nachdem sie mich fast über den Haufen gerannt haben. Jeder will mich umarmen ich kann gar nicht entscheiden, wem ich als Erstes antworten soll. Father Johannes spricht nach zwanzig Minuten ein Machtwort, denn noch sähen die Tänze und das Trommeln verbesserungswürdig aus. Auch ihnen verspreche ich, mich am nächsten Tag ausführlich mit ihnen zu beschäftigen.

Nachdem wir gegessen haben habe ich noch eine Überraschung für Fr. Johannes. Monate zuvor war sein Computer kaputtgegangen und all seine Daten schienen verloren. Meine Eltern kamen aber auf die Idee, die Festplatte mit nach Deutschland zu nehmen und von einem IT- Spezialisten begutachten und hoffentlich retten zu lassen. So hatte die Delegation dann eine neue externe Festplatte im Gepäck. Als ich ihm diese in die Hand drücke, wobei ich ihm zuvor mit trauriger Miene die kaputtgegangene übergab, führt er vor Freude einen kleinen Tanz auf. Und das schreibe ich jetzt nicht nur so, das ist mein voller Ernst. Immer wieder hebt er die neue Festplatte 'gen Himmel und seine Augen strahlen wie die eines kleinen Kindes am Heiligabend. Mission erfüllt, kann ich da nur sagen! Wir unterhalten uns noch bis spät in die Nacht und ich falle wie Tod ins Bett, morgen wird ein langer Tag werden.

Der Bischof  erreicht uns um halb zehn. Schüler und Lehrer haben die Auffahrt gesäumt, um ihn zu besuchen. Als er mich unter den Lehrern sieht ist er überrascht.
-Was ich vielleicht dazu erwähnen sollte: Der Bischof und ich sind quasi befreundet. Seit der Malaria und dem Besuch meiner Familie bin ich quasi Stammgast im Bischofshaus und es vergeht kaum eine Woche in der ich ihn nicht sehe, oder wir nicht kurz telefonieren. In Limburg mit unserem Bischof wage ich zu bezweifeln, dass dies ebenso wäre.-

Nach dem Gottesdienst, in dem hauptsächlich meine ehemaligen Schüler und Schülerinnen gefirmt wurden, wird der Bischof durch die verschiendenen Departments geführt und in jedem wird ihm ein kleiner Einblick in die praktische Arbeit geboten.
Auf den Rundgang folgt ein Mittagessen im Haus. Nach dem Abendessen habe ich gestern noch einen meiner geliebten Schoko- Bananen Kuchen gebacken, der auch bei unseren Gästen wahnsinnig gut ankommt. Bald klopfen die ersten Schüler an die Tür, denn das Programm ist straff und als nächstes folgen die traditionellen Tänze und Lieder.

Viel zu schnell ist alles vorbei und ich sitze auf der Rückbank des Bischofsautos. Der Bischof fährt selbst und singt lauthals zu einer CD der Franziskanerschwestern aus Shisong mit. Ich glaube, ich werde selbst mindestens eine dieser CD's kaufen und mit nach Deutschland bringen, damit ich sie zeigen kann, denn ich finde es wirklich COOL, wie energiegeladen und vor positiver Ausstrahlung sprühend die Schwestern ihre Lieder singen. Natürlich sind die Lieder nicht nur als CD, sondern auch als DVD zu haben ;)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen