Ich sitze mit einer Flasche Coca Cola bei Father Njingti und
wir unterhalten uns, als ein Auto vorfährt. Kurze Zeit später betritt eine
kleine Gruppe das Haus. Eine Ordensschwester aus England und drei Männer aus
Tatum. Sie kommen, um uns über eine schreckliche Geschichte zu berichten:
Vor nun knapp einer Woche wurde die Tochter des einen Mannes
entführt und er ist wahnsinnig besorgt. Nun ist sie vor wenigen Tagen bei der
Polizei wieder aufgetaucht und hat ihren eigenen Vater angezeigt. Daraufhin
wurde er verhaftet und ins Gefängnis geworfen. Er ist der Gemeindeaufseher der
Gemeinde, in der die Schwester arbeitet, also hat sie sich eingeschaltet und
ihn freigekauft. Nun geht es daran, die Geschichte aufzuklären. An dieser
Stelle hört es sich für mich so an, als sei der Vater der wirklich Schuldige,
aber die Geschichte entwickelt sich in eine völlig andere Richtung:
Die Tochter ist mittlerweile wieder zu Hause. Und dort kam
sie nicht mit leeren Händen an. Sie hatte 20000 Francs bei sich und auf die
Frage, woher sie das Geld habe, antwortete sie, sie hätte als Putzfrau
gearbeitet. Zudem bestreitet sie, entführt zu werden. Für die Schwester ist die
Sache eindeutig: Das Mädchen wurde zur Prostitution gezwungen, denn nirgendwo
sonst bekommt man in solch einer kurzen Zeit so viel Geld her, erklärt sie mir.
Auch medizinisch wurde dies mittlerweile bestätigt, denn sie war Jungfrau bevor
sie verschwand.
Nun drängt sich mir die Frage auf: Wie ist das passiert und
wer ist verantwortlich?
Daraufhin schaltet sich Father Njingti ein: Er hat schon
drei Mädchen kurz vor dem „Verkauf“ gerettet. Meistens kommen Frauen auf die
Jungen Mädchen zu und fragen, ob sie in kurzer Zeit viel Geld verdienen wollen.
Natürlich sagen sie nicht nein, denn dadurch, dass sie in die Schule gehen ist
das Geld der Familie meist sehr sehr knapp. Auf die Frage, womit, wird stets
geantwortet, dass sie sie in eine größere Stadt bringen, wo sie dann bei einer
reichen Familie für ein paar Tage putzen. Die traurige Wahrheit ist aber, dass
sie in den Städten zur Prostitution gezwungen werden.
Es wird ihnen eingebläut, dass, wenn sie etwas verraten,
ihnen oder ihrer Familie etwas angetan wird. Eines der Mädchen, das Father
Njingti retten konnte, hatte ihn angesprochen, als er in einem Dorf eine kurze
Pause gemacht hat. Sie saß in einem Auto
mit getönten Scheiben und als er vorbeilief hörte er wie sie flüsterte, dass
sie nicht wisse, wohin sie gebracht werde. Er verständigte sofort die Polizei
und konnte so einen sehr aktiven Kindesentführer stellen.
Mittlerweile haben sich sie Schwester und der Vater der
Tochter entschlossen, vor Gericht zu gehen und für seine Unschuld zu kämpfen
und dafür, dass seine Tochter beschützt wird, solange, bis die Entführer
gefasst werden.
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