Dienstag, 28. August 2012

Zehn Stunden Gottesdienst oder: lebende Ziegen in der Kirche



Freitagmorgen ruft mich Bernard, mein Mentor, an und fragt, ob ich gerne mit ihm einen Gottesdienst in „Tobin“ (ein weiterer Stadtteil Kumbos, neben Squares, Shisong, Junction & Mbwe). Ich freue mich sehr, da dies mein erster Gottesdienst in Afrika sein wird.

Der Gottesdienst wird vom Bischof abgehalten und ist für einen gestorbenen Mechaniker, der sehr viele Wasserversorgungs-Projekte für die Diözese Kumbo geleitet hat. Im gesamten Gottesdienst wird an ihn in Reden und Gebeten gedacht. Mir gefällt, dass im Vordergrund steht, dass der Verstorbene nun bei Gott sein ewiges und erfülltes Leben leben kann und nicht der Fokus darauf liegt, dass diese Welt ihn verloren hat. Als wir die Kirche verlassen schaue ich auf die Uhr und kann es kaum glauben: drei Stunden, die unmerklich vergangen sind.

Nach dem Gottesdienst treffen wir den Bischof, der Sabrina und mich an diesem Nachmittag zu einem Gespräch einlädt.
Das Haus des Bischofs liegt nicht weit von unserem Haus entfernt auf einem Hügel. Obwohl es regnet genieße ich den Fußweg. Dort angekommen treffen wir den Bischof im Empfangszimmer an. Er ist sehr freundlich und zu Späßen aufgelegt und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir sprechen über die Partnerbistümer Limburg und Kumbo und über unsere „Arbeitsplatzwünsche“. Ich verabschiede mich und mache mich wieder auf den Heimweg. Es regnet immer noch, also entscheiden Sabrina und ich uns dafür zu Hause zu bleiben und zu putzen.

Heute ist Samstag. Ivoline wurde zu einer großen Professfeier eingeladen, in der fünf Schwestern in den Franziskanerorden aufgenommen werden und vier Schwestern Jubilaren feiern. Sabrina und ich dürfen sie begleiten. Die Kirche ist brechend voll, aber wir können noch Plätze ergattern. Auch diese Messe wird vom Bischof gefeiert. Es wird viel gesungen, getanzt und getrommelt und es macht unglaublich viel Spaß. Nach der Aufnahme der endgültigen Aufnahme der Schwestern gibt es eine lange Gabenprozession. Die Familien und Freunde der Schwestern bringen hauptsächlich Brot und Wein. Als ich mich aber ein weiteres Mal umdrehe, um zu schauen, wie viele Leute noch an der Prozession teilnehmen, muss ich wirklich stutzen. Ich schaue in das Gesicht eines großen Ziegenbocks, den ein Mann an einer Leine führt. Ich hatte schon einmal von den Opferprozessionen gehört, aber es ist nochmal etwas anderes, selbst dabei sein zu dürfen. Ich versuche so viele Bilder wie möglich zu machen, als die Menschen mit Ziegen und Hühnern an mit vorbeilaufen. Neben den Tieren, Brot und Wein wird auch Obst herbeigebracht. Nach viereinhalb Stunden gibt der Bischof den Schlusssegen und der fröhliche Gottesdienst ist beendet. Das war bis jetzt die längste und tollste Messe, die ich erlebt habe.

Obwohl ich nun schon in zwei Messen war, verabrede ich mich mit den Nachbarskindern auch noch für die Sonntagsmesse. Für diese gilt: Aufstehen und duschen (kalt) um fünf Uhr, denn um halb sieben beginnt die Messe und man muss eine halbe Stunde zur Kirche laufen.

Insgesamt habe ich also die letzten drei Tage zehn Stunden in der Kirche verbracht. Und es war keine Sekunde zu viel.



1 Kommentar:

  1. Hallo liebste Tochter,

    wie schön, daß jetzt Dein blog funktioniert. Leider hast Du unter dem Beitrag zum Gottesdienst den Beitrag des 2. Tages doppelt hochgeladen und wir können nichts über die lebenden Ziegen lesen.
    Hoffentlich folgen viele Freunde Deinem blog.
    Heute Abend erfolgt unser 1.scype Versuch, mal sehen, was die technik heute Abend macht.

    Wir sind in Gedanken immer bei Dir und drücken Dich ganz fest

    Deine Mami

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