Donnerstag, 30. August 2012

Hier sieht man einen Teil von Kumbo von oben. In der Mitte des Bildes (Viele Daecher im Rechteck) sieht man den grossen Markt "Mbve"
               Auf dem Weg von Douala nach Kumbo

Dienstag, 28. August 2012

Zehn Stunden Gottesdienst oder: lebende Ziegen in der Kirche



Freitagmorgen ruft mich Bernard, mein Mentor, an und fragt, ob ich gerne mit ihm einen Gottesdienst in „Tobin“ (ein weiterer Stadtteil Kumbos, neben Squares, Shisong, Junction & Mbwe). Ich freue mich sehr, da dies mein erster Gottesdienst in Afrika sein wird.

Der Gottesdienst wird vom Bischof abgehalten und ist für einen gestorbenen Mechaniker, der sehr viele Wasserversorgungs-Projekte für die Diözese Kumbo geleitet hat. Im gesamten Gottesdienst wird an ihn in Reden und Gebeten gedacht. Mir gefällt, dass im Vordergrund steht, dass der Verstorbene nun bei Gott sein ewiges und erfülltes Leben leben kann und nicht der Fokus darauf liegt, dass diese Welt ihn verloren hat. Als wir die Kirche verlassen schaue ich auf die Uhr und kann es kaum glauben: drei Stunden, die unmerklich vergangen sind.

Nach dem Gottesdienst treffen wir den Bischof, der Sabrina und mich an diesem Nachmittag zu einem Gespräch einlädt.
Das Haus des Bischofs liegt nicht weit von unserem Haus entfernt auf einem Hügel. Obwohl es regnet genieße ich den Fußweg. Dort angekommen treffen wir den Bischof im Empfangszimmer an. Er ist sehr freundlich und zu Späßen aufgelegt und die Zeit vergeht wie im Flug. Wir sprechen über die Partnerbistümer Limburg und Kumbo und über unsere „Arbeitsplatzwünsche“. Ich verabschiede mich und mache mich wieder auf den Heimweg. Es regnet immer noch, also entscheiden Sabrina und ich uns dafür zu Hause zu bleiben und zu putzen.

Heute ist Samstag. Ivoline wurde zu einer großen Professfeier eingeladen, in der fünf Schwestern in den Franziskanerorden aufgenommen werden und vier Schwestern Jubilaren feiern. Sabrina und ich dürfen sie begleiten. Die Kirche ist brechend voll, aber wir können noch Plätze ergattern. Auch diese Messe wird vom Bischof gefeiert. Es wird viel gesungen, getanzt und getrommelt und es macht unglaublich viel Spaß. Nach der Aufnahme der endgültigen Aufnahme der Schwestern gibt es eine lange Gabenprozession. Die Familien und Freunde der Schwestern bringen hauptsächlich Brot und Wein. Als ich mich aber ein weiteres Mal umdrehe, um zu schauen, wie viele Leute noch an der Prozession teilnehmen, muss ich wirklich stutzen. Ich schaue in das Gesicht eines großen Ziegenbocks, den ein Mann an einer Leine führt. Ich hatte schon einmal von den Opferprozessionen gehört, aber es ist nochmal etwas anderes, selbst dabei sein zu dürfen. Ich versuche so viele Bilder wie möglich zu machen, als die Menschen mit Ziegen und Hühnern an mit vorbeilaufen. Neben den Tieren, Brot und Wein wird auch Obst herbeigebracht. Nach viereinhalb Stunden gibt der Bischof den Schlusssegen und der fröhliche Gottesdienst ist beendet. Das war bis jetzt die längste und tollste Messe, die ich erlebt habe.

Obwohl ich nun schon in zwei Messen war, verabrede ich mich mit den Nachbarskindern auch noch für die Sonntagsmesse. Für diese gilt: Aufstehen und duschen (kalt) um fünf Uhr, denn um halb sieben beginnt die Messe und man muss eine halbe Stunde zur Kirche laufen.

Insgesamt habe ich also die letzten drei Tage zehn Stunden in der Kirche verbracht. Und es war keine Sekunde zu viel.



„Kimbang, Kimbang!“ oder erste Schritte in Kumbo

Der Hahn weckt mich das erste Mal um vier Uhr. Ich drehe mich nochmal um und schlafe wieder ein. Die Sonne weckt mich schließlich und der erste Tag in Kumbo bricht an. Sabrina und ich werden von Ivoline abgeholt und wir laufen gemeinsam nach „Junction“. Dort kann man ein Taxi oder ein Motorrad nehmen und zum gewünschten Ziel fahren.

Zuerst fahren wir nach „Squares“, dem Stadtkern, und kaufen dort SIM-Karten für unsere Handys. Danach fahren wir weiter nach „Mbwe“, dort ist der Hauptmarkt, auf dem man alles kaufen kann, was das Herz begehrt. Wir kaufen eine Wäscheleine, Obst und Gemüse und ein paar Gewürze.

Danach fahren wir zurück nach Junction. Dort befindet sich das Jugendzentrum, in dem Ivoline arbeitet. Da dort gerade ein Meeting stattfindet, muss drei Mal täglich gekocht werden.  Gekocht wird auf offenem Feuer. Als wir in Richtung Küche laufen winken uns ein paar Kinder zu und rufen „Kimbang, Kimbang!“. Ivoline erklärt uns, dass dies „Weiße(r)“ bedeutet. In der Küche werden uns zwei Stühle gegeben und ich schaue den Frauen beim Zubereiten des Essens zu. Auf die Frage, ob ich helfen könne, wird lächelnd erwidert, dass das nicht nötig sei, aber als ich darauf bestehe zu helfen, wird mir gezeigt, wie man Fufu in kleine Plastiktütchen füllt und verdreht, damit er abkühlen kann. Zum Abschluss essen wir gemeinsam Fufu (Maisbrei) und „Vegetables“, wobei es sich bei diesen um  die bitteren Kohlblätter handelt. Ich finde, dass es sehr lecker schmeckt und finde auch nach ein paar Anlaufschwierigkeiten heraus, wie ich den Maisbrei in den Fingern rolle und prtioniere, ohne mir die Finger vollkommen zu verkleben.

Am nächsten Tag helfe ich wieder beim Kochen. Diesmal schneide ich Zwiebeln und nehme Fische aus.

Ich habe noch kaum ein Wort über das Wetter verloren: Die Sonne scheint meistens morgens. Es ist angenehm warm aber nicht zu heiß. Am Spätnachmittag fängt es an zu schütten. Der starke Regen bringt meistens auch den Stromausfall mit sich. Wenn es keinen Strom gibt kann man es sich schön mit Kerzen gemütlich machen.




Moskitonetz vergessen oder: Endlich in Kamerun!

Rumpelnd setzt das Flugzeug auf der Landebahn in Douala auf. Aus dem Flugzeugfenster konnte ich schon einen Blick auf die Landschaft und fußballspielende Kinder erhaschen. Als ich aus dem Flugzeug aussteige kommt mir warme, feuchte Luft entgegen. Alles ist unglaublich grün.
Nachdem ich mein Gepäck ergattert habe und aus dem Flughafengebäude getreten bin, werden Sabrina (meine Mit-Freiwillige) und ich von unserem Mentor und dem Fahrer des Bischofs von Kumbo abgeholt und in die Stadt zu unseren Hotelzimmern gefahren.  Es ist Fastenbrechen und viele muslimische Kameruner feiern noch ausgelassen, weswegen fast alle Restaurants geschlossen sind und ich mir ein Brioche-Brötchen in einer Bäckerei zum Abendessen hole. Bald darauf falle ich erschöpft in mein Bett. Mein tolles, imprägniertes Moskitonetz habe ich zu Hause neben meinem Sofa stehenlassen. Jetzt muss ich warten bis es (hoffentlich) mit der Post ankommt. Früh am Morgen (5:30 Uhr) fahren wir nach Yaoundé, die Hauptstadt Kameruns, um dort zu versuchen einen Termin zur Visabeantragung für einen Priester aus Kumbo zu bekommen. Vor der Botschaft schließe ich mich mit Sabrina der Menschentraube an, die dort schon etwas länger zu warten scheint. Plötzlich herrscht der Pförtner die Menge auf Französisch an, sie sollen eine Schneise bilden und uns hindurch lassen. Ich fühle mich schrecklich, während ich zwischen den Wartenden hindurch laufe, die Botschaft betrete.. und eine Stunde später frustriert wieder herauskomme, da ich dem Priester auch keinen Termin verschaffen konnte. Nach dem Mittagessen treten wir unsere achtstündige Reise nach Kumbo an. Die Veränderung der Natur und der süßliche Duft von Obst, der schwer in der Luft hängt, sind faszinierend. Je weiter wir in Richtung Kumbo fahren, desto mehr weichen die üppigen Wälder Wiesen und Bergen und vor allem viel rotem Sand/Lehm. Die ersten vier Stunden fahren wir auf geteerter Straße (mit vieeeelen Schlaglöchern), danach nur noch Lehmpiste (mit noch mehr Schlaglöchern). Da wir uns in der Regenzeit befinden sind die Straßen sehr rutschig und glatt durch den Schlamm. Gegen acht Uhr erreichen wir endlich Kumbo. Sehr viel von der Umgebung ist leider nicht mehr zu sehen, da es schon um halb sieben dunkel wird. Im Bischofshaus bekommen wir ein warmes Kamerunisches Abendessen. Ich esse Fisch mit Corn-Fufu (Maisbrei) und grünem, bitteren Kohl. Hier erleben wir auch unseren ersten Stromausfall. Danach beziehe ich mit Sabrina das Freiwilligenhaus in SAC (Saint Augustines College), das nicht weit vom Bischofshügel entfernt liegt. Es gibt ein Wohnzimmer, eine Küche und zwei Schlafzimmer mit Bad. Ich räume meinen Schrank ein und beziehe mein Bett mit meiner Bettwäsche, damit es wenigstens ein bisschen nach zu Hause riecht. Das Bett ist klamm, wie alles andere im Haus auch. Daran muss ich mich erst einmal gewöhnen. Trotzdem ist es sehr gemütlich. Danach richte ich meinen Schreibtisch ein, erschlage drei dicke, schwarze Spinnen (Für all die, die es nicht wissen: Ich habe [eigentlich] schreckliche Angst vor Spinnen, übe aber seit Wochen sie selbst zur Strecke zu bringen ohne nach Papa zu schreien) und falle todmüde in mein Bett. Hier ist es so kalt, dass ich in meinem dicken Lieblingspullover und langer Pyjamahose schlafe.

Endlich Nachricht!


Meine lieben Leser,
es tut mir unglaublich Leid, dass meine Blogeinträge erst heute online erscheinen. Mir geht es sehr gut, aber das Internet hat die letze Woche leider nicht funktioniert. Im Freiwilligenhaus funktionierte der Internet-Stick bis jetzt noch gar nicht und die Internet-Cafés konnten auch keine ausreichende Verbindung aufbauen. Ich versuche nun so oft und so regelmäßig es geht die Blogeinträge online zu stellen, es kann aber passieren, dass es etwas länger dauern könnte und dann gleich mehrere neue Einträge erscheinen.

Viele liebe Grüße aus Kamerun,
Milena

Ps: Ich möchte mich nochmals herzlichst bei allen Spendern bedanken, die mir Geld auf mein Konto überwiesen haben. Ich freue mich jedes Mal unglaublich darüber!