Donnerstag, 13. Dezember 2012

Christmasparty, oder: Weihnachten ist das Fest der Familie




Da die Schüler Weinachten mit ihren Familien verbringen, feiern wir unser eigenes kleines Weihnachten mit der SaRiCo Familie heute. Die Eröffnungsmesse steht ganz unter dem Motto: We are Family. Deswegen hat die Predigt natürlich auch das Thema ‚Familie‘. Fr. Johannes kann nicht oft genug unterstreichen, dass man Weihnachten mit seiner Familie verbringen soll. Und mir wird wirklich bewusst: Dies wäre das erste Weihnachtsfest ohne meine Familie geworden. Eigentlich. Denn ich habe eine tolle Nachricht: Am 22. Dezember werde ich mich auf den Weg nach Douala machen, um meine Familie vom Flughafen abzuholen. Eigentlich war geplant, dass sie über Ostern kommen, aber wetterbedingt haben sie nun beschlossen, den Besuch vorzuverlegen. Ich kann nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich schon freue. Also passen die Worte von Fr. Johannes perfekt.

Nach der Messe wird die Assembly Hall fürs Krippenspiel umgebaut. Vor und nach dem Krippenspiel treten Schüler mit musikalischen und schauspielerischen Darbietungen auf und wir haben viel Spaß.


Es folgt ein gemeinsames Mittagessen und eine kurze Pause, die mit regen Unterhaltungen und Gesprächen gefüllt wird. 

Meine FORM 1 auf der Bühne



 

Die Feier geht bis in den frühen Abend und alle sind traurig, als das nahe Ende verkündet wird. Ein paar Lehrer kommen noch mit zu uns nach Hause, um sich zu unterhalten und ein Glas Wein zu trinken. Es gibt sogar ein paar Kekse, das ist nicht alltäglich, weil Kekse vergleichsweise teuer sind. Alles in allem haben wir einen wunderbaren und erfüllten Tag als Familie St. Rita’s verbracht und mir wird schmerzlich bewusst, wie sehr ich nicht nur meine Schüler, sondern auch die Lehrer und die ganze Atmosphäre hier vermissen werde. Die Malaria hat mir zwei Wochen meines wertvollen letzten Monats hier geklaut und der Abschied überrennt mich schneller, als ich mich darauf einstellen kann.

Ein wunderbares Wochenende, oder: Heuschrecken zu Mittag

Da am Freitagabend Staff Socials stattfanden, beginnt mein seit langem geplanter Besuch in Binju- Nkambe am Samstagmorgen.

Das Bistum Limburg hat eine Partnerschaft mit dem Bistum Kumbo und auch einzelne Ortsgemeinden sind mit Gemeinden im Bistum Limburg gepaart. So hat auch Binju- Nkambe eine Partnergemeinde, nämlich Eschofen. Aus Erzählungen weiß ich, dass es eine sehr aktive Partnerschaft mit viel Austausch und Kontakt ist.
Father Njongai holt mich früh morgens mit zwei Jugendlichen aus der Gemeinde ab und wir machen uns auf den Weg zu einer Messe in einer der Outstations Binju’s (als Outstation werden Dörfer bezeichnet, die mehr oder weniger fernab des Hauptdorfes liegen, diese Dörfer haben nie einen eigenen Priester, weil wirklich nur sehr sehr wenig Leute dort leben). Es ist das erste Mal, dass ich in diese Richtung der Straße fahre, nach Kumbo geht es in die entgegengesetzte Richtung.
In Akweto, der Outstation, werden wir schon ungeduldig erwartet. In diesem Gottesdienst werden nämlich neue Mitglieder in die ‘Catholic Women Association‘ (CWA) aufgenommen. 



 Nach dem Gottesdienst fahren wir zu einem nahegelegenen Berg, um ein Picknick zu machen.
Schon auf dem Weg bin ich von der Natur begeistert (wie immer
:) ), aber sprachlos bin ich, als wir schließlich das kleine Plateau erreichen. Ich glaube, die Bilder sprechen für sich:




Wir setzen und auf ein paar Steine, trinken Top und essen Kekse. Plötzlich sagt Fr. Njongai, dass er etwas besonderes für mich zum probieren mitgebracht hat. Zuerst das Bild. Was ist das?
Nein, es sind keine Fischchen. Es sind Heuschrecken. Frittiert in Chili. Mein Herz sinkt mir in den Magen. Er hat sie extra für mich gekauft, deswegen kann ich schlecht ablehnen. Also koste ich, nach etwas Zeit der Überwindung die ersten Heuschrecken in meinem Leben. Ich muss zugeben, dass sie nicht so schrecklich geschmeckt haben, wie ich befürchtet habe. Der Geschmack ist aber leider nicht wirklich beschreibbar.
 Nach dem ausgedehnten Picknick machen wir uns auf den Rückweg nach Binju, da ich um fünf Uhr ein Treffen mit den Jugendlichen habe. Ich werde herzlichst empfangen und, im Gegensatz zu den etwas schüchternen Jugendlichen in Binka, mit Fragen zu meiner Gemeinde, unserer Jugend, den Messdienern und generellen Fragen zu Deutschland gelöchert. Für den nächsten Morgen laden sie mich zum Sonntagsgottesdient ein, denn sie sind für die musikalische Begleitung zuständig.
Nach dem Abendessen gehe ich recht früh schlafen, damit ich am nächsten Morgen fit bin.
In dieser Messe werden erneut Mitglieder in die CWA aufgenommen und einige besonders aktive Mitglieder geehrt. Danach wird die Uniform der Jugendgruppe gesegnet, denn sie haben lange gespart, um einheitliche Blusen und Hemden nähen zu lassen. Dann werde ich aufgefordert vor die Gemeinde zu treten und ein paar Worte zu sagen. Nachdem ich der Gemeinde versichert habe, dass ich in Kontakt bleiben werde und, dass ich die kurze Zeit in der Gemeinde sehr genossen habe, wird mir, zu meiner Überraschung, noch ein Kleid von der Jugendgruppe überreicht, als Zeichen ihrer Dankbarkeit. 


Leider wird es davon vorab kein Bild geben, weil ich es erst umnähen lassen muss, da es etwas zu groß ist. 
Nach dem Gottesdienst zeigt mir Brother Anselm, ein guter Freund von Brother Elias, Binju und seine Viertel und wir besuchen ein paar Jugendliche zu Hause. Danach gehen wir zurück zum Haus und essen schnell etwas zu Mittag, da wir danach zur Benediktion gehen. Nach zwei Stunden Rosenkranzbeten und Singen packe ich meine Tasche und kehre nach diesem ereignisreichen Wochenende nach St. Rita’s zurück.

Dienstag, 4. Dezember 2012

Mich hat’s erwischt, oder: Oh wie schön ist Afrika



 Die Überschrift sagt schon alles: Mich hat es tatsächlich ordentlich erwischt. Schon am Sonntag, nachdem ich Etienne und Sabrina weggebracht hatte, fühle ich mich schwitzig und schlapp. Richtig übel wurde es aber erst in der Nacht. Ich hatte sehr hohes Fieber, Durchfall und habe mich oft übergeben müssen. Bewegen konnte ich mich auch kaum, weil meine Gelenke und Glieder so schrecklich schmerzten, dass ich mich so wenig wie möglich bewegen wollte und konnte, wobei sogar das still-liegen schmerzhaft war.
Den Montag verbrachte ich noch in Nkambe. Die Schulschwester kam am frühen Morgen vorbei und maß meine Temperatur. Ich hatte immer noch hohes Fieber. Ihr war ganz klar: Ich habe Malaria.
Sie empfohl mir viel zu trinken und im Bett zu bleiben. Zusätzlich brachte sie mir Malariatabletten und ich nahm sie in Kombination mit Antibiotikum. Als es mir abends aber immer noch so schlecht ging, entschied sich Father Johannes mich am nächsten Tag so früh wie möglich nach Kumbo ins Krankenhaus zu bringen.
Als ich schließlich Dienstag im Krankenhaus ankam, musste ich zum Basis Check- Up und danach wurde ich zu einer Kinderärztin geschickt. Scheinbar dachten sie Schwestern, dass ich zu einer weißen Ärztin möchte, aber ich hätte mich bei einem afrikanischen Arzt wohler gefühlt, da diese(r) besser entscheiden kann, was zu tun ist, da sie mit der Materie vertraut sind, im Gegensatz zu einer Ärztin aus der  Ukraine, wo es kein Malariavorkommen gibt. Zudem war ihr Englisch sehr schlecht, weswegen sie mich kaum verstand. Sie schickte mich mit ein paar angeordneten Tests ins Labor, wo mir Blut abgenommen wurde. Die Ergebnisse waren negativ. Und ich war verwirrt. Als ich mit den Ergebnissen zurück zur Ärztin gehe, erklärt sie mir, dass das nichts zu heißen hätte und sie trotzdem sicher ist, dass ich Malaria habe. Der negative Test erklärt sich dadurch, sagt sie, dass ich bereits die Malariamedizin und das Antibiotikum eingenommen habe und generell ist der Test sehr schlecht, da er nur zu 30% richtig liegt. Mit diesen Worten und der erneuten Anweisung, viel zu trinken und zwei Wochen zu ruhen und möglichst nicht das Haus zu verlassen, schickt sie mich nach Hause.
Wohl ist mir bei der Sache nicht ganz, aber ich wehre mich auch nicht dagegen. Ich stehe nur kurz in der Sonne, um ein Taxi zu bekommen, und ich merke schon, dass ich wirklich die Sonne meiden sollte, da meine Haut höllisch zu brennen anfängt.

Zeitsprung (Zwei Wochen später)

Ich bin endlich wieder in Nkambe angekommen und wieder gesund. Tatsächlich hat es fast zwei Wochen gedauert, bis ich wieder einigermaßen gesund und stark war. In diesen zwei Wochen ging es mir recht schlecht und ich konnte eine Woche nicht richtig essen. Die Schwäche zog sich über die volle Zeitspanne und auch jetzt, wenn ich lange Strecken zu Fuß gehe, merke ich, dass es mich wirklich ziemlich krank war. Meine Schüler und die Lehrer sind sehr froh, dass ich wieder da bin und ich habe schon oft zu hören bekommen, dass ich jetzt eine richtige Kamerunerin bin, weil ich Malaria habe.

Besuch aus Kumbo, oder: Staff Socials

Endlich klingelt mein Handy. Sabrina und Etienne haben mir zu Anfang der Woche versprochen, das Wochenende mit mir zu verbringen. Das Piepsen meines Handys ist das Signal, damit wir sie am Carpark abholen können. Als wir am Carpark ankommen gibt es eine überschwängliche Begrüßung und ich bekomme eine Blume überreicht. Anschließend fahren wir nach Hause und essen zu Abend. Es gibt Reis und Fleisch und ich habe einen Kuchen gebacken, der mit großer Freude fast vollständig verspeist wird. Anschließend fallen wir alle müde ins Bett, morgen müssen wir ausgeschlafen sein: Es ist Staff Socials – Tag.

Die Staff Socials sind einmal im Monat. Normalerweise sind sie schulintern, aber heute haben wir eine andere Schule eingeladen. An diesen Tagen wird gemeinsam gegessen, gequatscht und gespielt und abends geht man zusammen in eine gemietete Bar, um dort zu tanzen, zu essen und etwas zu trinken. Als wir auf den Schulhof kommen, sind schon fast alle Lehrer versammelt. Der Hilux (ein Auto mit Ladefläche hinten, ich weiß leider nicht den „Fachbegriff“ dafür) ist mit einer kamerunischen und der Fahne des Vatikans (gelb-weiß) geschmückt und in einer hupenden Karawane aus Motorrädern und Autos machen wir uns auf den Weg zum ‚End of Tar‘ (das Ende der geteerten Straße). Dort holen wir die Lehrer der befreundeten Schule und machen eine kurze Rundfahrt durch Nkambe. Wir besuchen die Radiostation, eins der „guten“ Hotels und natürlich den Fon von Nkambe. Er ist sehr glücklich, dass sich auch eine „Weiße“ unter den Lehrern des St. Rita’s befindet und wir werden zu einem Kanister Fon- Palmwein eingeladen, der, so wie mir erklärt wird, ein ganz besonderer ist. Danach fahren wir endlich zur Schule. 

 

















Im Auto zu fahren ist langweilig, also setzen Etienne, Sabrina und ich uns zu den anderen Lehrern auf den Hilux.

 



In der Schule angekommen werden wir mit Trommeln und Gesang von unseren Schülern begrüßt und es kommen sogar die schuleigenen Djoo-Djoos heraus und tanzen. Danach wird in der Assembly-Hall für uns gesungen und wir hören ein paar Vorträge der Lehrer, zum Thema ‚Effizientes Unterrichten‘ und ‚korrekte Unterrichtsvorbereitung. Als der offizielle Teil vorüber ist gehen wir geschlossen in die Kantine und essen.
Jetzt geht es endlich los: Die Männer machen sich fertig und ziehen sich ihre Sportkleidung an, denn es gibt eine Handball- und eine Fußballmeisterschaft. Ich hätte sehr gerne mitgespielt, auch wenn ich nicht sonderlich gut bin, aber die anderen Lehrerinnen wollen Etienne, Sabrina und mich bei ihnen behalten zum Quatschen und Anfeuern. Das Handballspiel ist spannend und St. Ritas schlägt Mouh Warr (die andere Schule) haushoch. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, es wird gesungen und getanzt.
Nach einer kurzen Pause gehen wir den Berg hoch zum Fußballplatz. 

Mittlerweile ist die große Nachmittagshitze vorbei und die Sonne ist angenehm warm. Das Fußballspiel ist noch spannender als das Handballspiel, denn die Teams sind beide sehr stark. Zu Ende der zweiten Halbzeit fallen dann doch zwei Tore für die Gegnermannschaft und eins für St. Rita’s. Nun sind alle glücklich (auch wenn wir etwas betrübt über den Sieg des anderen Teams sind) und es wird sich gewaschen und ausgeruht, bis wir uns um sieben Uhr ‚at the road‘ treffen. Dieser Begriff ist mit Downtown gleichzusetzen.

Die Bar die wir für den Anlass gemietet haben ist schön geschmückt, auch wenn etwas kitschig, und es steht ein riesiges Büffet bereit. Bevor gegessen wird, werden noch die Gastgeschenke an Father Johannes überreicht und es werden ein paar Dankesreden gehalten. Danach stürzen sich alle auf das Essen und, nachdem man sich ordentlich gestärkt hat, auf die Tanzfläche. Gesagt wird zwar, dass wir bis in den Morgen feiern, aber gegen halb zwölf verabschieden sich die ersten und auch wir gehen nach Hause.

Nach diesem erfüllten Wochenende bringe ich Sabrina und Etienne am nächsten Tag zum Carpark und warte bis sie sicher in einem Auto sitzen und nach Kumbo fahren können. Bevor ich mich wieder auf den Weg nach Hause mache.