Donnerstag, 11. April 2013

Zwischen OP-Saal und Inkubator, oder: Baby- Teeh bringt Herzen zum schmelzen

Die vergangene Woche habe ich im OP- Saal verbracht und dort wirklich Vieles gesehen.. Ich habe die Patienten auf die OP vorbereitet und nach der OP an die Post-OP Station übergeben. Zwischen unzähligen Prostata(-teils)entfernungen habe ich ein paar wirklich interessante Operationen mitverfolgen dürfen, wie beispielsweise die Entfernung von Tumoren, und die Öffnung von Eileitern. Da es hier keine Möglichkeit der Chemotherapie gibt, werden möglicherweise- entartete Organteile oder Hautabschnitte großzügig entfernt. Was ich allerdings eigentümlich fand war, dass, nach der Entfernung, der Assistent zu einem kleine Fenster geht, auf dessen anderen Seite die Angehörigen warten, und ihnen die Prostatateile oder was immer entfernt wurde gezeigt werden und jedes mal der Satz zu hören ist: „Das ist das, was ihn/sie krank gemacht hat.“

Ich halte das für recht fragwürdig (schwachsinnig möchte ich nicht sagen), denn die Menschen wissen eigentlich nie, um was es sich handelt und dass am Ende davon noch Fotos geschossen werden, finde ich ebenfalls sehr befremdlich. Über die sterilen Verhältnisse möchte ich hier lieber nichts erwähnen, da sonst mancher Leser mit medizinischen Kenntnissen einem Herzinfarkt erliegen würde.





Seit Montag (dieser Woche) arbeite ich auf der Maternity, der Geburtenstation. Hier arbeiten seit zwei Monaten drei Hebammenschülerinnen aus Belgien, mit denen ich befreundet bin, also haben wir viel Spaß gemeinsam. Direkt am ersten Tag habe ich eine Geburt miterleben können und das Gefühl war überwältigend. Anschließend habe ich ein Neugeborenes gebadet. Man kann ein Baby einfach nur lieben, wenn sich die kleinen Finger nach einem strecken und es aus seinen runden Kulleraugen zu einem aufblickt.


Mein besonderer Liebling ist Therese. Sie ist drei Monate alt und trotz des zarten Alters schon sehr viel durchgemacht. Ihre Zwillingsschwester ist nach der Geburt gestorben, da sie in einem Health Center mit schlechter Versorgung zur Welt gebracht wurde. Als die Mutter schließlich nach Shisong gebracht wurde konnte wenigstens „Baby Thee“ gerettet werden. Nach der Geburt wog sie gerade mal 1100 Gramm. Das tragischste an ihrem Schicksal ist jedoch der Tod ihrer Mutter. Trotz ausdrücklichen Verbotes nahm diese auf der Station heimlich mitgebrachte traditionelle Medikamente, dessen Effekt sie scheinbar nicht kannte. Auch stundenlange Reanimation konnten sie nicht zurück ins Leben bringen. Mittlerweile wiegt sie fast zwei Kilo und muss nicht mehr über eine Sonde gefüttert werden, sondern trinkt selbstständig aus dem Fläschchen.
Am liebsten würde ich sie mitnehmen.

Außerhalb des Krankenhauses passiert nicht viel, abgesehen davon, dass es nun seit ein paar Wochen wieder ergiebig begonnen hat zu regnen.




Montag, 1. April 2013

Eine kleine Tour durchs Krankenhaus, oder: Fast zwei Monate Krankenschwester

Mittlerweile bin ich schon fast zwei Monate im Krankenhaus und es hat sich ein gewisser Alltag eingestellt. Nachdem ich einen vollen Monat auf der Kinderstation verbracht habe, bin ich auf die Frauenstation gewechselt.
Dort wird erst einmal jede Frau aufgenommen. Wenn geklärt werden konnte, was sie hat, wird sie möglicherweise verlegt. Es gibt zwei Alternativstationen, die Gynaekologische und das Herzzentrum. Falls eine Frau operiert werden muss wird sie entweder auf die OP Station I (saubere Wunden) oder auf die OP Station 2 (infizierte Wunden) verlegt.
Auf der Frauenstation habe ich gelernt infizierte Wunden zu säubern und Verbände zu wechseln, sowie bei Lumbalpunktionen zu assistieren. Verglichen mit der Kinderstation ist die Frauenstation sehr viel zeitintensiver und anstrengender, da dort sehr viel mehr Patientinnen liegen die zum Teil sehr schwere Krankheiten haben. So hatten wir in den zwei Wochen, während denen ich da war zwischen 35 und 43 Patientinnen, von denen wir vier verloren haben.
Es waren immer noch ein Großteil von ihnen aufgrund von Malaria stationär, aber es gab auch viele Krankheiten, mit denen ich auf der Kinderstation nicht in Berührung gekommen bin.

Zum Einen eine recht hohe Zahl Hepatitis- Infizierter und Frauen mit Leber- Zerrose.
Auf meine Nachfrage wurde mir erklärt, dass einerseits die traditionelle Medizin, die die Heiler verschreiben, die Leber sehr stark angreift und andererseits leider auch Alkohol wohl eine Rolle spielt.
Und nun eine Krankheit, von der man sich bestimmt schon gefragt hat, wann ich das erste Mal von ihr schreibe: AIDS.
Auf der Kinderstation gab es glücklicherweise in der gesamten Zeit, die ich dort verbracht habe, nur ein Kind, das HIV-Positiv war. Auf der Frauenstation sieht dies leider ganz anders aus.
Eine der Frauen, die leider schlussendlich ihrer Hepatitis B erlag, starb nicht nur an dieser, sondern ihr Immunsystem war schon zu schwach vom jahrelangen Kampf gegen das Virus, also war die Hepatitis nur das „Todesurteil“. Im Report- Buch wurde oft ein Diagnosekürzel verwandt, das ich von der Kinderstation nicht kannte: IS. Es steht für „Krise des Immunsystems“. Entweder Frauen sind deswegen stationär, weil ihre CD4 Zellanzahl zu niedrig ist oder wegen einer anderen Krankheit, gegen die das Immunsystem sich nicht mehr alleine wehren kann. Grundsätzlich waren es leider viel zu viele Patientinnen, die HIV-Positiv waren.
Wie viele es genau waren kann man leider nicht genau sagen und das hat folgenden Grund: Der HIV-Test wird nicht im normalen Labor mit den anderen Tests gemacht. Für den HIV-Test müssen die Patienten ins „Treatment Center“, wo sie erst über HIV aufgeklärt werden und anschließend ein Test gemacht wird. So weit so gut. Wenn es nur so einfach wäre.
HIV/Aids ist hier immer noch eine verschrieene Seuche und die Diagnose bedeutet für viele die Gefahr der Ausgrenzung aus der Gesellschaft, weshalb sie lieber erst gar nicht wissen wollen, ob sie positiv oder negativ sind. Daher musste ich wohl oder übel jede Patientin mit einer Grundvorsicht behandeln. Falls jemand wissentlich HIV-Positiv ist, wird es in der Patientenakte vermerkt, aber das ist sehr selten, meist steht im vermerk nur, dass die Patientin nicht bereit für den Test ist oder ihn ablehnt. Ansonsten werden Krankeheiten behandelt, die ich in europäischen Krankenhäusern ebenso vermute.
Nach der Zeit auf der Frauenstation bin ich auf die post-OP1 Station gewechselt und habe mich eine Woche intensiver mit Wundsäuberung und Verbänden beschäftigt. Dort wurde mir erklärt, wie falsch sie die Wunden auf der Frauenstation versorgen, wenn die Sterilität gewahrt werden soll, wobei ich sagen muss, dass man hier leider kaum von Sterilität sprechen kann.

Neben de genannten Stationen haben wir noch die Männerstation und die gynaekologische Station, sowie ein Augen- und ein Zahn- Departement. Ab nächster Woche arbeite ich im OP- Saal und bin schon gespannt, was ich dort beobachten kann!

Ein kleiner Ausflug Teil 2